SMS aus dem Flieger:Cool wie Clooney

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"PS: Bin gerade an Bord": Beim Flug mit Oman Air können Gäste surfen und simsen - und damit gehörig Eindruck schinden. Beobachtungen im Flieger.

Jochen Müssig

Ryan Bingham erklärt gerade in seiner unverschämten Lässigkeit: "All die Dinge, die Sie wahrscheinlich am Reisen so schrecklich finden, geben mir das wohlige Gefühl, zu Hause zu sein", als das Entertainment-Programm im Flugzeug unterbrochen wird. George Clooney in der Rolle als Vielflieger im Film "Up in the Air" muss schweigen.

Maskat liegt 20 Minuten hinter, München fünf Stunden und 40 Minuten vor uns. Der Airbus A 330 hat seine Reiseflughöhe erreicht, die Anschnallzeichen sind erloschen und am persönlichen Bildschirm begrüßt Oman Air die Passagiere mit "On Air", einer Premiere, zumindest für deutsche Passagiere. Oman Air bietet als erste Fluggesellschaft auf Strecken von und nach Deutschland sowohl Internet- als auch Handy-Service an, in allen drei Klassen.

Schnell werden die Handys gezückt und SMS versendet. Besser: Es wird versucht zu simsen, denn noch zeigt das iPhone "kein Signal" an. Oman Air bittet im Interesse aller, die Handys auf lautlos einzustellen. Die Stewardess sagt, das Signal müsse gleich kommen. Also zurück zu Clooney: Dem geht's als Ryan im Film gerade an den Kragen. Er verbringt 322 Tage im Flugzeug und feuert Leute. Bald könnte er zurück an den Schreibtisch verbannt werden, denn seine Arbeit wäre per Video-Konferenz viel effektiver, meint sein Chef.

Dann ist es endlich da: Das Handy-Display zeigt Signalbalken mit vollem Empfang und den Schriftzug "On Air"! Genau in dem Moment, als Ryan sein Ziel erklärt: die Zehn-Millionen-Meilen-Fluggrenze zu knacken. Im Film wäre er der siebte Mensch, der das schafft. An Bord der Oman Air fühlt man sich ähnlich exklusiv, als es losgeht: mit einer SMS an die Freundin und Grüßen aus 10.000 Metern. Der Nachbar schindet Eindruck bei seinem Chef und bestätigt den morgigen Termin um acht. "PS: Bin gerade an Bord Richtung MUC und schaue mir gleich noch die neuen Wochenzahlen an."

Cool wie Clooney - zu Roaming-Preisen, wie sie in dem Land gelten, das gerade überflogen wird. Für die Wochenzahlen muss er sich allerdings bei "On Air" anmelden und sich von seiner Kreditkarte 29,95 US-Dollar abbuchen lassen. Dafür gibt's 26 Megabyte, eine Datengröße, mit der man problemlos bis zum Reiseziel surfen und E-Mails schreiben kann. Wer allerdings schon mal seine hochauflösenden Urlaubsfotos versendet, der wird bald mit weiteren 0,006 US-Dollar pro Kilobyte zur Kasse gebeten.

Die Vorderleute simsen sich gegenseitig an, um zu sehen, ob da auch was ankommt. Es dauert nur 20 Sekunden, als ein Glasscherbenton zu hören ist. E-Mail angekommen, da hat wohl jemand vergessen, auf lautlos zu stellen. Ansonsten sind keine störenden Klingeltöne zu hören und ist letztlich auch nicht viel Handy-Aktivität zu beobachten. Schließlich wurde einem jahrelang eingetrichtert, dass die Benutzung von Handys an Bord die Flugzeuginstrumente stört.

© SZ vom 29.04.2010/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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