Reise-Suchmaschinen:Der Meta-Urlaub

Lesezeit: 3 min

Suchmaschinen im Internet wählen aus Millionen Angeboten zwar das billigste aus. Doch nicht immer ist das dann auch die beste Offerte für den Reisenden.

Hans Gasser

Die Aufgabe lautet: Suche einen Flug von München nach Los Angeles, hin am 15., zurück am 29. März! Es soll das günstigste Angebot sein, aber auch das beste.

Recht auf Reisen
:Bruchbude statt Hotel

Das soll ein Hotel sein? Schlafen in einer Bruchbude statt im Beach-Club - das sollte man nicht klaglos hinnehmen! Eine geldwerte Galerie

www.de.kayak.com errechnet einen Preis von 808 Euro mit bmi bis London, drei Stunden Aufenthalt, weiter nach L.A. mit Virgin Atlantic. Daneben stehen Werbebanner, die Frankfurt-Los Angeles ab 589 Euro anbieten. Genau dasselbe Angebot, also 808 Euro, errechnet der Metasucher www.traveliq.de, nur ohne Bannerwerbung. Bei billigflieger.de erhält man ebenfalls dasselbe Angebot und zusätzlich einen Terminänderungsvorschlag um einen Tag - dann kostet die Reise 781 Euro, allerdings inklusive acht Stunden Wartezeit in Amsterdam. Bei checkfelix.at dauert die Suche etwas länger, auch hier Werbebanner, dann offeriert die Maschine einen Flug für 766 Euro: umsteigen in Warschau und Chicago. Und jetzt?

Metasuchmaschinen wie oben genannte wollen eigentlich dem Internetnutzer, der Stunden und Tage nach dem Billigsten, dem Besten sucht, Arbeit abnehmen und Zeit sparen. Die Offerte: Nicht du musst bei Expedia, Opodo oder Airberlin nachsehen und vergleichen, sondern wir machen das für dich, in Sekundenschnelle, auf zwanzig, fünfzig, hundert Internetseiten.

Weil einen die Informationsflut ja immer wieder zu erschlagen droht, verspricht das zunächst eine große Erleichterung. Dann stellt man fest, dass es schon wieder ein Dutzend Metasuchmaschinen gibt, die alle behaupten, bei ihnen finde man das Beste am schnellsten. Man findet bei allen ungefähr das gleiche, genauso wie man bei den Online-Reisebüros die selben Reisen der selben Veranstalter findet.

Metasuchmaschinen wie billigflieger.de oder traveliq.de sind zurzeit nichts anderes als Preisvergleichssysteme, wie man sie für Produkte wie Waschmaschinen oder Digitalkameras schon lange kennt.

Warum aber sollte man statt bei Expedia, die ja auch eine Vielzahl von Fluglinien anbieten, bei Metasuchern nachsehen? "Weil Online-Reisebüros oft kleine Fluglinien wie Clickair oder Brussels Airways nicht im Angebot haben", sagt Traveliq-Geschäftsführer Konstantin Schlüter. Seine Suchmaschine durchforstet die Seiten von fünf Online-Reisebüros und die zahlreichen Seiten von Fluglinien.

Das vor einem halben Jahr gegründete Unternehmen will sein Geld mit Provisionen verdienen, die fällig werden, wenn jemand über die Traveliq-Seite zur Buchung etwa zu ebookers geleitet wird und dann auch tatsächlich bucht. Die Provision liegt im Schnitt bei fünf Euro. Das ist nicht besonders viel, dennoch will Schlüter auf Bannerwerbung auf seiner Seite verzichten.

Andere Metasuchmaschinen haben damit kein Problem. Checkfelix hat bis Ende vergangenen Jahres nur von gezielter Bannerwerbung gelebt. Wer etwa einen Flug nach London sucht, bekommt über der Trefferliste Werbung von Austrian Airlines zu sehen, die mit billigen Flügen nach London lockt. Seit Anfang des Jahres erhält das Portal auch Provisionen, die es aber wieder in Bannerwerbung für das Unternehmen investiert. Die Trefferliste sei davon unbeeinflusst, versichert ein Unternehmenssprecher, hier zähle nur das günstigste Angebot, das immer an oberster Stelle aufgeführt wird.

Das Konzept scheint zu funktionieren. Billigflieger.de, nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland, verzeichnet etwa 40.000 Besucher täglich auf seiner Seite. Geschäftsführer Marcel Radzei will nicht sagen, wie viele davon tatsächlich buchen, nach Schätzungen von Branchenkennern sind es aber kaum mehr als ein bis zwei Prozent. Pro Jahr seien die Nutzerzahlen um fast 100 Prozent gestiegen, sagt Radzei, "der Kunde möchte das Gefühl haben, den günstigsten Preis gefunden zu haben".

Es geht um das Gefühl

Und um dieses Gefühl geht es, vielmehr als um die Kostenersparnis, die im Vergleich oft nur bei ein paar Euro liegt. Allein über den Preisvergleich werden die Metasuchmaschinen aber auf Dauer nicht bestehen können, meint Roland Conrady, Experte für Touristik und E-Business von der Fachhochschule Worms. Große Online-Reisebüros würden ebenfalls immer mehr Flüge und Reisen anbieten, internationale Buchungssysteme wie Amadeus versammelten ohnehin bereits einen Großteil der verfügbaren Reisen und Flüge.

Metasuchmaschinen müssten deshalb neben dem Preisvergleich einen Mehrwert für den Nutzer bieten: "So könnten sie etwa bei der Hotelsuche gleich einen punktgenauen Link zu einem Hotelbewertungsportal dazu geben. Dort könnte der Nutzer sehen, welches der drei ungefähr gleich teuren Hotels nun von Gästen besser bewertet wird."

Mehr Mehrwert für den User bieten

Falls es gelänge, so Conrady, die ganz normalen Suchseiten zielgenau mit solchen Seiten zu verknüpfen, in denen Internetnutzer Fotos, Filmchen, Kommentare und Empfehlungen zu einer bestimmten Reise, einem Hotel oder einer Fluglinie beisteuern, gewänne die Buchung über das Internet enorm an Bedeutung. So weit ist man aber noch nicht. Zunächst geht es vor allem um den Preis.

Wie unabhängig Metasuchmaschinen sind, ist eine andere Frage. Selbst wenn sie Werbung machen für Unternehmen, sei davon auszugehen, dass die Reihung nur nach dem günstigsten Angebot erfolgt, so Conrady. Die Internetnutzer hätten sich seit Google daran gewöhnt, dass man neben den nach Relevanz aufgelisteten Treffern auch immer Werbeeinträge findet.

© SZ vom 28.2.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: