Pidinger Klettersteig:Bis die Arme länger werden

Lesezeit: 2 min

Der überaus anspruchsvolle Steig strebt direkt durch die steilen Felsabbrüche der Nordwand dem Gipfel des Staufens zu.

Stefan Herbke

Unübersehbar ragt der Staufen (1771 Meter) über dem Flachland und dem Talkessel von Bad Reichenhall auf, ein imposanter Berg mit felsigem Kragen und einem Mantel aus dichtem Wald. Der östliche Eckpunkt der Chiemgauer Alpen ist eine wunderbare Aussichtsloge zwischen dem Flachland und den Berchtesgadener Alpen und ein beliebter Gipfel - nicht zuletzt wegen des Reichenhaller Hauses, das sich gleich unter dem höchsten Punkt auf der Sonnenseite des Berges in die Felsen klammert und einen phänomenalen Aus- und Tiefblick bietet.

Es kommt noch heftiger... (Foto: Foto: Herbke)

Bis jetzt war der Staufen vor allem ein Ziel für ausdauernde Wanderer, die auch nicht vor ein paar leichten Felsen zurückschrecken. Zu den Anstiegen von Urwies über die Pidinger Alm oder von Bad Reichenhall über die Steinernen Jäger oder Bartlmahd kam im Jahr 2003 ein neuer, der direkt durch die steilen Felsabbrüche der Nordwand dem Gipfel zustrebt.

Früher Kletterroute, heute Klettersteig

Unter der Leitung von Sepp Reichenberger richteten viele ehrenamtliche Helfer diesen äußerst luftigen Klettersteig ein. Rund 1500 Arbeitsstunden in teilweise extrem ausgesetztem Steilgelände waren erforderlich, die Materialkosten finanzierte die Gemeinde Piding.

Der überaus kraftraubende Steig folgt den steilsten Felspassagen und führt häufig in direkter Falllinie über Felspfeiler und -kanten empor. Ungemein luftige Tiefblicke sind die Regel - nichts für schwache Nerven. Im oberen Abschnitt folgt der Klettersteig einer von Willo Welzenbach und F. Liebler im Jahr 1921 erstbegangenen Kletterroute, die allerdings nur wenige Wiederholer fand.

Es kommt noch härter...

Wer nach der kurzen, aber knackigen Einstiegsstelle meint, das Gröbste geschafft zu haben, täuscht sich. Der Pidinger Klettersteig nimmt von unten nach oben an Schwierigkeit zu, was auch daran liegt, dass die Armkraft abnimmt. Wem es zu schwer wird, der kann in der Mitte auf einem Fluchtweg zum Normalweg von der Steineralm wechseln.

Der Anstieg

Wem's zu wild wird: lieber zum Notausstieg (Foto: Foto: Herbke)

Vom Parkplatz wandert man auf einer Forststraße durch den Wald bergauf, bis auf halbem Weg zwischen Mair- und Steineralm der Wegweiser "Pidinger Klettersteig" nach links weist. Erst noch auf einem Forstweg, dann auf einem Steig zum Einstieg am Fuß einer senkrechten Felsstufe. Über diese anstrengend in leichteres Gelände und durch Gras und Latschen (bei Nässe unangenehm rutschig) neben einer Rinne steil bergauf zum Beginn einer langen Querung nach rechts. Am Ende hinauf zu einem Notausstieg und über einen Pfeiler und mehrere Steilstufen zum Beginn der zweiten, leicht fallenden Querung, die einen wieder zurück in die Wandmitte bringt.

Ab hier in zunehmender Schwierigkeit über steile, teils senkrechte und immer wieder kraftraubende Felsstufen, die nur kurz von einfacheren Passagen unterbrochen werden, bis kurz unter den Gipfel. Auf dem Normalweg in wenigen Minuten zum aussichtsreichen Kreuz bzw. zum Reichenhaller Haus, das wenige Meter unterhalb auf der Südseite thront.

Der Abstieg

Nach dem mit Abstand schwersten Klettersteig der Bayerischen Alpen warten beim Bergab keinerlei Probleme mehr. Die Arme können sich erholen, dafür werden die Beine auf dem steilen Weg hinunter zur Steiner Alm gefordert. An der gemütlichen Raststation vorbei geht man Richtung Piding und folgt der Forststraße über die Mairalm zurück zum Ausgangspunkt.

Anfahrt: Salzburger Autobahn bis zur Ausfahrt Bad Reichenhall und Richtung Anger bis nach Urwies. Start beim Wanderparkplatz westlich von Urwies, an der Forststraße zur Steineralm

Zeit: insgesamt 7,5 Std.

Schwierigkeit: Der Klettersteig wurde erst 2003 eingeweiht und ist derzeit der mit Abstand sportlichste Eisenweg in den bayerischen Alpen. Fast durchgehend mit einem soliden Drahtseil gesichert, mehrere senkrechte Stellen, wenig künstliche Tritte und daher sehr kraftraubend

Einkehr: Reichenhaller Haus (1750 m), Steineralm (1030 m)

Karte: BLVA UK L 4, Berchtesgadener Alpen (1 : 50 000)

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