Ob die österreichische Bahn bereits einen Krisenstab eingerichtet hat? Überraschen würde es den Autor dieses Textes nicht. Er ist nämlich, aus Sicht jedenfalls der ÖBB, ein Problemfall. Ihm muss geholfen werden. Dringend. Aber er sieht keinen Anlass, sich helfen zu lassen. Ist er bockig? Ignorant? Leichtsinnig gar? Oder überfordert und hilflos? Das sind die Fragen, die in diesem Krisenstab wahrscheinlich bei jeder Zusammenkunft aufs Neue hitzig diskutiert werden. Jeder Versuch einer Kontaktaufnahme mit diesem speziellen Kunden ist nämlich bislang gescheitert.
Vielleicht ist man sich bei der ÖBB aber auch gar nicht bewusst, welche Hilfslawine da im Hintergrund seit Wochen rollt und rollt, auf den Autor zu und über ihn hinweg. Weil alles vollautomatisiert seinen Gang geht in absoluter algorithmischer Stumpfheit. Und jeder Eingriff von Menschenhand und mit Menschenverstand, der dieses Missverständnis rasch auf ein Abstellgleis rangieren würde, ausgeschlossen zu sein scheint.
Die ÖBB verwirrt sich mit einer Fahrplanänderung selbst
Irgendeine Software - von künstlicher Intelligenz zu sprechen verbietet sich in diesem Fall - geht davon aus, dass eine Münchner Familie ihren Sommerurlaub aufs Spiel setzt. Weil der ÖBB-Nachtzug, für den diese Familie ein Schlafwagen-Ticket gekauft hat für die Fahrt vom Hauptbahnhof München nach Hamburg-Altona, aufgrund einer nach dem Fahrkartenkauf vollzogenen Fahrplanänderung gar nicht am Münchner Hauptbahnhof hält.
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Also begann diese Software, Mails zu verschicken. Erst eine Nachricht, zwei Wochen später eine zweite, irgendwann eine dritte. Allmählich nahm die Taktfrequenz zu, auf zwei, dann drei Mails pro Woche. Inzwischen kommen mehrere Nachrichten an einem Tag. Immer mit einem Link, über den man alternative Zugverbindungen auswählen kann. Bitte umbuchen!, schreien einem diese Mails zunehmend verzweifelter entgegen. Sogar in die Hände der Deutschen Bahn würde die ÖBB ihre Kunden notfalls geben und empfiehlt diverse ICE-Verbindungen. Darunter eine mit Umstieg in Frankfurt um halb fünf Uhr morgens oder den nachfolgenden Zug, der überhaupt erst um halb vier Uhr nachts in München abfährt. Hauptsache, die Familie kommt einigermaßen pünktlich in Hamburg an. Für die Rückfahrt zwei Wochen später das ganze Spektakel natürlich noch einmal.
Das Naheliegende scheint für die Software indessen keine Option zu sein: ein Zustieg in den gebuchten Nachtzug am Münchner Ostbahnhof. Dort hält er nämlich. Wir werden am Gleis stehen.