Berlins weihevollster Ort ist in diesen Tagen die Neue Nationalgalerie, schon draußen stehen die Leute andächtig in der Schlange. Die Besucher drinnen wirken wie berauscht: Das liegt am Maler Gerhard Richter, der in der Hauptstadt gleich mit drei Ausstellungen gefeiert wird.
Mitten in der Menge geht ein Herr im grauen Mantel von Bild zu Bild. Erleuchtung und Verwunderung, auch ein gewisses Erschrecken spiegeln sich in seinem Gesicht - ein klarer Fall von Richter-Seligkeit.
Es ist der Schauspieler Bruno Ganz. "Lieber Herr Ganz, gefällt Ihnen die Ausstellung?" Schweigen. "Ich muss das alles erst mal verarbeiten, ich möchte es gerne begreifen. Bitte verstehen Sie: Ich kann nicht, ich will jetzt nicht darüber sprechen", sagt Ganz so leise und beschwörend, dass man eine Gänsehaut bekommt. Gebenedeit sei die Frucht dieser Leinwand, Amen!