Istrien:Zu Gast in der kleinsten Stadt der Welt

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Der Begriff "Kleinstadt" trifft den Nagel auf den Kopf: Weniger Einwohner als Hum in Istrien hat sonst kein Ort auf der Welt.

Nicht einmal eine richtig breite Straße führt hierher. Und doch ist dieser Ort eine der Touristenattraktionen in Norden von Istrien. Denn Hum gilt laut dem Guinness Buch der Rekorde mit seinen 18 Einwohnern als kleinste Stadt der Welt.

Luftaufnahme von Hum in Istrien (Foto: Foto: dpa)

Zwischen 23 und 75 Jahren alt sind die Menschen, die hier leben. Nach vielen Jahren ist sogar wieder ein Baby unterwegs - was die Menschen in Hum durchaus freut, schließlich ist dann wieder etwas mehr Leben im Ort zu erwarten.

"Im Winter und Frühjahr ist es schon sehr verschlafen hier und manchmal fast ein bisschen zu ruhig", sagt Ondina Medlag. Sie kam vor 32 Jahren mit ihrem Mann hierher, kaufte ein Haus und eröffnete das einzige Wirtshaus am Platz: die "Humska Konoba", eine Kneipe mit Steinterrasse und herrlicher Aussicht. Hier gibt es Trüffelgerichte - und einen viel gerühmten Mistelschnaps. Dessen Rezept wird streng gehütet und ist nur dem Pfarrer des Ortes bekannt.

Rummel im Sommer

Ondina Medlag bereut es nicht, in das wild-romantische und hoch auf einem felsigen Hügel gelegene Hum gezogen zu sein. Allerdings ist sie - wie ihre Nachbarn - bisweilen genervt vom Rummel, der im Sommer über das winzige Städtchen hereinbricht: "Wissen Sie, wenn pro Tag mehr als 500 Menschen durch die Gassen laufen, dann ist das schon ein bisschen viel", sagt sie und streicht sich durch die grauen Haare.

Gleichwohl braucht Hum das Geld der Touristen, denn zu arbeiten gibt es hier oben nichts. Neben der kleinen Galerie "Villa Sybilla" gibt es nur ein winziges Museum und das Lädchen, in dem es Mistelzweige, Tongefäße, Schnaps, Lavendelsäckchen und Postkarten zu kaufen gibt.

Rund 14 Kilometer entfernt liegt die Gemeinde Buzet, zu der Hum gehört. Dorthin fahren die Bewohner, um in der Gastronomie oder bei Olivenbauern zu arbeiten - viel mehr gibt es auch dort nicht zu tun.

Kein Haus außerhalb der Stadtmauer

Doch die Menschen, die in Hum leben, wollen es nicht anders: "Die meisten unserer Bewohner sind hier geboren oder leben zumindest schon sehr lange hier und möchten auch nicht mehr weg", erzählt der Bürgermeister Serdo Cinko. "Das Gemeinschaftsgefühl in solch einer kleinen Stadt ist natürlich sehr ausgeprägt - jeder hilft jedem."

Zu Cinkos Aufgaben gehört auch das Schlichten von Streit und die Verhängung von Strafen für Untaten - doch in einer Stadt mit nur drei Häuserreihen, einem kleinen Hauptplatz und einer Kirche nebst Glockenturm passieren nicht viele böse Dinge.

Bis heute werden hier keine Häuser außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer gebaut. Solchermaßen geschützt vor äußeren Einflüssen, lässt es sich durchaus entspannt miteinander leben und in Ruhe einen Mistelschnaps trinken - wenigstens außerhalb des Sommers, wenn jeden Tag die Busse kommen.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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