Hotel Fatal:Halbnackt oder im Bett?

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Croissants, Ei und Kaffee aufs Zimmer - Frühstück im Bett ist ein wunderbarer Luxus im Hotel. Wäre da nicht das folgende Problem: In welcher Aufmachung empfängt man den Zimmerservice?

Max Scharnigg

Nicht jedes Hotel ist in Besitz eines derart schönen Frühstückssaales, wie ihn das Rival in Stockholm hat. Dort sitzt man im ersten Stock, schaut durch eine breite Fensterfront in die Baumwipfel des schwer romantischen Mariatorget-Parks, und aus der Küche kommen unablässig Pfannkuchen.

(Foto: Foto: iStock)

Unten auf den Gehwegen erwacht das Szeneviertel Södermalm, das ausschließlich aus hübschen Menschen besteht, und wenn man Glück hat, geht später noch der leibhaftige Benny von Abba mit einer Tasse Kaffee vorbei - dem gehört nämlich das Hotel.

Im Rival also gibt es einen guten Grund, morgens das Bett zu verlassen. In vielen anderen Hotels sucht man den so vergeblich, wie eine erträgliche Einstellung der Klimaanlage.

Wie nett, dass es dann manchmal die Option gibt, das Frühstück auf dem Zimmer einzunehmen.

Krümeln ohne Reue

Das Frühstück im Bett gehört schließlich zu den großen Volkssehnsüchten unserer Zeit. Und wenn man schon in einem Bett liegt, aus dem man nicht hinterher selbst die Brösel und Flecken tilgen muss - her damit!

Damit fangen die Probleme an, denn mit dem Frühstück aufs Zimmer verhält es sich ähnlich, wie mit einer Putzkraft für daheim - nur Vollprofis kriegen das so abgezockt hin, dass es Spaß macht.

Wie empfängt man den Zimmerservice?

Nicht ganz Abgebrühte in Sachen Bettfrühstück hingegen wachen zwei Stunden vor dem Klopfen des Zimmerservices auf und sehen sich in wachsende Unruhe versetzt. Wie empfangen?

Einerseits liegt ein Großteil des Bettfrühstück-Reizes ja gerade darin, dass man Lachsbrötchen und Obstsalat im Pyjama entgegentritt und dass die Schlafwärme direkt in wohlige Sättigung umschlägt.

Andererseits geht das natürlich überhaupt nicht. Schließlich kommt das Frühstück nicht auf kleinen Roboterwägelchen ins Zimmer, sondern mit komplett angezogenen, korrekten Menschen, denen man unmöglich traumverkrustet und halbnackt begegnen mag.

Ein Seidenmorgenrock wäre praktisch

So ist zumindest, schon aus Respekt dem Personal gegenüber, ein kleiner Aufenthalt im Bad vorab angezeigt - bei dem freilich die halbe Gemütlichkeit abgewaschen wird. Und dann?

Manche entscheiden sich danach für komplette und richtige Erwachsenenkleidung - auch in Ermangelung eines Morgenrocks aus Seide, der in solchen Situationen die würdigste Uniform wäre.

Die sehen dann also, wenn das Frühstück angetragen wird, aus, als wollten sie das Zimmer gerade verlassen, was auch leicht seltsam und vor allem unbequem ist.

Wer sich anders entscheidet, also nach dem Schönen der Schlaffrisur wieder im Bett verschwindet und auf das Klopfen wartet, sollte sich dort überlegen, wie er weiter vorgeht.

Mit der nötigen Arroganz

Um wie ein Sonnenkönig aufrecht im Bett thronend zu verharren, während ein bis drei Angestellte Teller und Rührei, Küchlein und Kaffeekannen verteilt und angerichtet haben, braucht man zumindest einen leichten Hang zur Arroganz.

Wer von sich selbst ahnt, dass er lieber ein bisschen umgänglicher sein möchte, sollte für diesen Fall kleidungstechnisch gerüstet sein - also auch eine kullernde Orange aufheben können, ohne dass hintenrum zu viel freigelegt wird.

Pragmatiker werden die Angestellten in einigermaßen verträglicher Aufmachung an der Tür empfangen, die Übergabe der Speisen so kurz wie möglich halten und dann in den noch warmen Schlafanzug zurückkehren.

Am besten haben es eigentlich mitreisende Damen - die schicken den Mann gefälligst an die Tür und verstecken sich selber unter der Bettdecke, solange bis alles vorbei ist und der Kaffee an ihrer großen Zehe dampft.

Dann rufen sie: "Kann ich?", tauchen auf und kommen verstrubbelt, verschlafen und bettwarm tatsächlich in die Nähe einer der größten Wonnen, die ein Morgen so bieten kann.

Hotel Rival Mariatorget 3, Stockholm Tel: +46 (0) 8-545 789 00 Zimmer ab 140 Euro/Nacht www.rival.se

Max Scharnigg, 28, arbeitet als Journalist in München und ist Mitglied der jetzt.de -Redaktion der Süddeutschen Zeitung . Seine Wochenenden verbringt er am liebsten in interessanten Hotelzimmern mit Bad oder Dusche.

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