Harald Schmidt hadert mit Zugreisenden:"Zu doof zum Bahnfahren"

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Bahn-Fahren könnte so schön sein, wenn nur die anderen Bahn-Fahrer nicht wären. Harald Schmidt hat seinem Herzen Luft gemacht.

Daniela Dau

Harald Schmidt ist bekennender Bahn-Vielfahrer und äußert sich mit kleinen Abstrichen oft lobend über das Unternehmen und seine Mitarbeiter. Zu dumm, dass die Bahn ihm für diese kostenlose Werbung noch kein Einzelabteil und VIP-Service inklusive das begleitete Einsteigen vom roten Teppich aus ermöglicht. So muss sich der TV-Satiriker doch tatsächlich mit anderen Menschen im Zug auseinandersetzen - ein Realtitässchock, der ihn zu einer Suada über seine Mitreisenden veranlasste.

"85 Prozent unserer Landsleute sind zu doof zum Bahnfahren", schimpfte der Fernseh-Unterhalter und Bahn-Stammkunde in Berlin anlässlich einer Preisverleihung für den "Eisenbahner mit Herz". Das fange schon damit an, dass sie nicht begriffen, dass man erst einsteige, nachdem andere Passagiere ausgestiegen seien. "Die Bedrohung für mich im Alltag ist nicht die Atombombe, sondern eine allein reisende Mutter mit einem Rucksack hinten und einem Rucksack vorne", sagte Schmidt. Gegen die Rempeleien könne man sich kaum wehren - außer mit Gewalt. "Wenn so ein ungezogenes, kleines, verrotztes Gör' auf einen zukommt: kurz ein kleiner Schubser, und schon kommt Vati."

"Immer ist die Bahn Schuld"

An notorischen Bahn-Kritikern ließ Schmidt denn auch kein gutes Haar. "Egal ob Stress in der Familie, Verlust des Arbeitsplatzes oder nachlassende sexuelle Leistungsfähigkeit - es ist immer die Bahn Schuld."

Trotz mehrerer Fällen, in denen Schaffner Kinder des Zuges verwiesen hatte, nahm Schmidt die Zugbegleiter in Schutz: "Überwiegend geht es mit sehr viel Höflichkeit und Gelassenheit zu. Egal, wen sie rausschmeißen, ich bin immer auf ihrer Seite."

Mit der Auszeichnung "Eisenbahner mit Herz" würdigt die Eisenbahn-Lobby Allianz pro Schiene besonders kundenfreundliche Mitarbeiter. Der erste Preis ging an den Kölner Peter Gitzen, der im Gegensatz zu seinem Laudator Schmidt offensichtlich noch nicht den Glauben an die Bahnfahrer verloren hat: Der Zugchef hatte zwei gestrandete Mädchen bei sich aufgenommen und erfolgreich die verlorene Bahncard einer älteren Dame gesucht.

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