Fremdschämen im Urlaub:Peinlich, peinlich!

Sie sind aufdringlich, arrogant, spießig und unsere Mitreisenden - manchmal muss man sich im Urlaub für andere Touristen schämen. Eine Liste der Peinlichkeiten.

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Sie sind laut, sie sind spießig, sie sind unverschämt und sie sind unsere Reisebegleiter - manchmal muss man sich im Ausland schämen, ebenfalls ein Tourist zu sein. Eine Hitliste der Peinlichkeiten.

1. Nachhilfe für Inländer

Besserwisser gibt es überall, nur ist es im Alltag oft leichter, ihnen auszuweichen. An Stätten mit Touristenhochbetrieb ist dies fast unmöglich. Mit dem Lesen zweier Reiseführer meinen manche Urlauber, auch das Recht erworben zu haben, ihre Mitreisenden zu belehren.

Schlimm genug, dass ein dahingesagtes "Beeindruckende Säulen!" einen fünfzehnminütigen Vortrag über dorische, korinthische und Säulen an sich auslösen kann.

Richtig unangenehm wird es, wenn der gebildete Miturlauber penetrant versucht, Wissenslücken beim heimischen Reiseführer bloßzustellen.

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2. Stullen wie bei Muttern

Unangenehm zu beobachten ist es auch, wenn andere Hotelgäste ihre guten Manieren am Morgen-, Mittags- oder Abendbüffets vergessen. Wahrscheinlich haben sie die sowieso zuhause gelassen.

Auf die kleinsten Teller werden die höchsten Essensberge getürmt, Großfamilien und Feriensparer schmieren sich ungeniert faustdicke Brote für den Tag - frei nach dem Motto: Ich habe für das Büffet gezahlt, also esse ich auch. Alles.

Besonders Dreiste packen ihre Pausenbrote in Restaurants wieder aus und bestellen dazu eine Cola für zwei. Schließlich kennt einen hier keiner, da kann man so was schon mal machen.

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3. Urlaub vom Anstand

Dass sie keiner kennt, nutzen manche Urlauber als Freibrief, endlich mal wieder richtig die Sau rauszulassen - obwohl man auch in fernen Ländern gerne in unpassenden Momenten auf Nachbarn und Verwandtschaft trifft. Diese Sau trägt oft den Namen "hemmungsloser Alkoholgenuss".

Dieser führt zu weiteren Peinlichkeiten wie dem Wahn, unwiderstehlich für das andere Geschlecht im Ferienland zu sein. Es reichen aber auch gegrölte Gesänge aus der Heimat für Fremdschamesröte in den Gesichtern anderer Urlauber.

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4. Sprachkurs für Inländer

Bei manchen ist es Naivität, bei einigen Hilflosigkeit, bei etlichen Arroganz: Sie sprechen ihre eigene Sprache, egal wo sie sind.

Die Mühe, sie zu verstehen, sollen sich die anderen machen - schließlich ist man in dem fremden Land zu Besuch und hat für den Urlaub viel Geld gezahlt.

Dass nicht alle Bürger eines anderen Landes Angestellte in der Tourismusindustrie sind, wird ignoriert.

Dabei sind Sprachprobleme allein kein Grund zum Schämen - doch zumindest das "Entschuldigung bitte!" sollte vor Urlaubsantritt in der jeweiligen Landessprache erlernt werden, um ein wenig Respekt vor dem Gastgeber zu zeigen.

Tritt der fremdsprachenunwillige Mitreisende jedoch wie ein kleiner Imperator auf, dem das untergebene Volk den Weg zu weisen hat, ist es wieder Zeit für ein wenig Fremdschämen.

Ein Spezialfall ist das deutsch-niederländische Verhältnis: Manche deutsche Touristen sind überzeugt, dass alle Niederländer deutsch sprechen.

Deutsch und Niederländisch gehören zwar zur selben Sprachfamilie (westgermanisch), dasselbe gilt aber auch für Jiddisch und Englisch.

Tatsächlich verdanken die meisten Niederländer ihre deutschen Sprachkenntnisse der Grenznähe oder ihrer Schullaufbahn - erwarten aber umgekehrt nicht, dass alle Deutschen in Nachbarregionen auch Niederländisch sprechen.

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5. Ich zeig', was ich hab' - immer

Ebenfalls eine Frage des Respekts ist es, sich über die guten Sitten im Gastland zu informieren. Zwar käme es keiner Urlauberin in den Sinn, eine Moschee oder Kirche barbusig zu betreten - auch wenn sie Einheimische an Stränden etwa der Türkei oder USA mit nackter Oberweite brüskieren.

Dass in manchen Gegenden jedoch der Besuch religiöser Stätten in Minirock und Trägertop beziehungsweise beim männlichen Pendant mit Short und Sonnenhut als unverhüllte Frechheit empfunden wird, ist einigen Reisenden egal.

Das i-Tüpfelchen setzen sie auf, wenn sie ungeniert unter Fotos-Verboten-Schildern knipsen.

Peinlich ist dies nur den Mitreisenden, die von erzürnten Gläubigen mit in den Touristen-Trampel-Topf geworfen werden.

Spricht man die knapp Bekleideten auf ihren Fauxpas an, erntet man nicht selten Unverständnis: "Wieso, für lange Kleidung ist es doch viel zu heiß."

Da hilft nur eines: Halten Sie sich bedeckt.

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6. Ey, Du!

Menschen, deren Job es ist, anderen einen schönen Urlaub zu machen, haben Anspruch auf respektvolle und höfliche Umgangsformen. Hotel- und anderes Servicepersonal ungefragt zu duzen, gehört nicht zum guten Ton.

Sie auch noch mit gebellten Befehlen herabzuwürdigen, ist zu viel.

An dieser Stelle dürfen Mitreisende gerne einschreiten, denn die Völkerverständigung steht auf dem Spiel. Schließlich werden Vorurteile in persönlichen Begegnungen abgebaut - aber auch aufgebaut.

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7. Der Klassiker

Dieses Phänomen ist schon oft belächelt worden - und trotzdem: Es passiert. Jeden Tag. Und leider ist diese Erscheinung eine deutsche.

Viele Urlauber (und beileibe nicht nur Pauschal- und Alles-inklusive-Bucher) scheinen schon im Schlaf von einer Urangst des modernen Touristen gequält zu werden: der Revier-Panik.

Wie sonst lässt sich erklären, dass urlaubende Menschen in aller Herrgottsfrüh bereits aus dem Hotelzimmer schleichen, um mit ihren Handtüchern Liegen in Poolnähe zu markieren, die sie erst Stunden später zu besetzen gedenken?

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8. Keine Experimente

Natürlich muss man als Tourist nicht unbedingt Skorpione und Heuschrecken am Spieß probieren - auch wenn dies sicher eine unvergessliche Erfahrung ist.

Doch ein gewisses Interesse an der heimischen Küche sollten Urlauber mitbringen. Sonst wird es peinlich.

Es soll Leute geben, die mit der Lyonerwurst und heimischem Essig (für den Wurstsalat) in den Thailandurlaub starten - man weiß ja nie, was auf den Tisch kommt.

Lässt sich der kulinarisch-konservative Urlauber doch dazu hinreißen, Fremdländisches zu kosten, steht oft das Urteil schon vor dem ersten Bissen fest: Wie man so etwas zu sich nehmen kann und das auch noch täglich, diese Frage wird laut erörtert. Gerne auch mit dem einheimischen Kellner.

Lieber essen diese Urlauber das, was man überall bekommt: Burger.

Was einen portugiesischen Strandwirt resignieren ließ: "Wenn sie Mist essen wollen, sollen sie Mist bekommen." Einheimischen und aufgeschlossenen Touristen serviert er hingegen auf Nachfrage fangfrischen selbst gegrillten Fisch.

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9. Zuhause ist alles besser

Essen, Service, Sauberkeit - gerade deutsche Urlauber sind der Meinung, dass die meisten Ferienorte nicht mit dem heimischen Standard mithalten können. Und das lassen sie sich gegenseitig und auch die Umgebung gerne und in immer neuen Variationen wissen.

Nur übers Wetter gibt es (leider?) gerade in südlichen Urlaubsländer nur wenig zu meckern. Obwohl: In letzter Zeit ist es da oft so heiß - nicht auszuhalten!

Wer dies mitanhören muss, ist versucht, sich aus Scham in einen weiteren Urlaubs-Fettnapf zu stürzen ...

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10. Selbstverleugnung

Ist man im Urlaub von Reisenden umgeben, die einem die Schamesröte ins Gesicht treiben, suchen manche Zuflucht im Schauspiel mit dem Titel (je nach Nationalität der anderen Urlauber): "Ich bin gar kein Deutscher."

Also gibt sich der Urlauber, der keiner sein will, lockerer als ein Brasilianer oder distinguierter als ein englischer Gentleman.

Dies muss schief gehen, allein schon wegen des mangelhaften schauspielerischen Könnens. Und wer fortan nur noch auf Englisch Konversation betreibt, um ja nicht mit der Reisegruppe nebenan in eine Schublade gesteckt zu werden, sollte die Fremdsprache völlig akzentfrei beherrschen.

Sonst wird es peinlich. Auch für die anderen.

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(sueddeutsche.de/dd/kaeb/bgr)

Nicht nur Deutsche meckern gerne: Die dümmsten Beschwerden der Briten...

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