Frankreich:Saignon - Geheimtipp in der Provence

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Mittelalterliche Ruinen, Lavendelfelder und französische Urgesteine: Das Bergdorf Saignon in der Vaucluse ist die perfekte Kulisse für Hobbymaler.

Die Häuser drängen sich dicht aneinander. Sie hängen hoch oben am Felsen wie ein Nest auf einem Bergvorsprung. Saignon leuchtet ockerfarben im Morgenlicht. Ein kleiner Ort mitten in der Gebirgslandschaft des Großen Lubéron, im gleichnamigen Naturpark in der Provence im Süden Frankreichs. Während sich je 50 Kilometer weiter in Avignon und Aix-en-Provence die Touristen tummeln, geht es hier in der Vaucluse beschaulich zu.

Urgesteine vor malerischer Kulisse - Saignon in der Provence

Gerhard Rose vor der Kirche von Saignon: Der  Deutsche führt dort sein eigenes Gasthaus.

(Foto: dpa-tmn)

Gerhard Rose geht an den beiden Platanen vorbei, die auf typisch französische Weise zurechtgestutzt den Dorfeingang markieren. Der Deutsche, der seit 2006 in Saignon lebt, hat gerade seine Töchter zur Schule gebracht. Jetzt läuft er durch die kleinen Gassen zur Bäckerei, kauft einige Baguettes und kehrt zurück zur Arbeit in der "Auberge de Presbytère".

Der 45-Jährige führt zusammen mit seiner französischen Frau das Gasthaus in einem Jahrhunderte alten Gebäude, das einst als Pfarrhaus diente. "Ich hatte mich gleich in Saignon verliebt, in den Ort und das authentische Leben hier", sagt der ehemalige Unternehmensberater. Saignon hat sich seine dörfliche Ursprünglichkeit weitgehend bewahrt.

Anders als in manchen Dörfern in der Provence wird das Bild hier nicht durch viele selten genutzte Zweitwohnungen bestimmt. Hier trifft man auf Urgesteine wie den betagten Monsieur, der jeden Tag aufs Neue Tisch und Stuhl auf die Straße stellt und dort in aller Öffentlichkeit seelenruhig Zeitung liest. Daneben ruht sein etwas beleibter Hund in einem Klappliegestuhl. Ein Bild für die Götter, nicht aber für die Kameras von Touristen. Auf einem Pappschild stellt er klar: "Fotografieren - fünf Euro!"

"Wie die Impressionisten mitten im Mohnblumenfeld"

Auf der Place de la Fontaine, dem zentralen Dorfplatz direkt am Springbrunnen, sitzen Gäste in der Sonne und trinken Kaffee, unweit vom öffentlichen Waschhaus, das gut restauriert an einstige Mühsal erinnert.

Auch der Maler Andrew Petrov macht mittags dort Pause. Der Amerikaner kam 1999 nach Saignon, renovierte eigenhändig ein altes Haus und erfüllte sich den Traum vom Künstlerleben in Südfrankreich. Große Ölgemälde füllen sein Atelier, Alltagsszenen und französische Landschaften, Motive aus der buchstäblich malerischen Umgebung.

Außerdem arbeitet der 42-Jährige als Kunstlehrer und gibt Malkurse. "Für viele meiner Schüler war es ein lebenslanger Wunsch, einmal wie die Impressionisten mitten im Mohnblumenfeld in der Provence zu stehen und zu malen", sagt Petrov. Aber nicht nur die üppige Blumenpracht oder die Lavendelfelder locken als Motive, sondern auch das Dorf selbst.

In den Gassen stehen die Hobbymaler und verewigen das Stadtbild Saignons: hier einen mittelalterlichen Turm, da einen verwitterten Fensterladen und dort eine uralte Holztür neben einer unverputzten Steinmauer.

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