Ende der Reise:Steilflug in der Mozartkugel

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Letzte Fahrt auf das Grießenkar: Die quietschbunte Flying-Mozart Bahn-im Salzburgerland soll durch eine neue, natürlich leistungsfähigere ersetzt werden. (Foto: Bene Oberhuber / Snow Space Salzburg)

Im Salzburger Land gibt es eine neue Gondelbahn, bei der man sich fragt: Geniestreich oder Fehlkonstruktion?

Von Dominik Prantl

Dieser Tage flatterte eine Mail - manche Menschen sagen immer noch gerne "flattern", obwohl die Post heute am Computer höchstens "Ping" macht -, dieser Tage also flatterte die Meldung ins Haus, dass die alte Gondelbahn "Flying Mozart" ihren letzten Steilflug durch das Salzburger Land hinter sich hat.

Wer jetzt "Boah, Mozart, ne" stöhnt und im Musikunterricht einst lieber Traktorenquartett unterm Tisch spielte, hat sicher dennoch schon einmal gehört oder wenigstens auf Wikipedia gelesen, dass dieser Mozart was am Klavier konnte, aus Salzburg stammte und als Beweis dienen darf, dass Österreich schon andere Musiker hervorgebracht hat als Andreas Gabalier und DJ Ötzi. Bekannt ist Mozart heute zudem als Pate unzähliger Straßen, Brücken und vor allem Kugeln, die selbst jenen Menschen ein Begriff sind, die bei Don Giovanni an den Italiener ums Eck denken.

Nur wenigen Menschen, vor allem Skifahrern, ist dagegen "Flying Mozart" bekannt. Im sogenannten Snow Space Salzburg brachte die Bahn seit 1988 während 58 000 Betriebsstunden insgesamt 33,7 Millionen Wintersportler und Wanderer auf das Grießenkar, natürlich unfallfrei, wie es in der eingangs erwähnten Mail heißt. Bereits am Montag wurde mit dem Abriss der Bahn begonnen, womit sie nicht einmal so alt wurde wie der 35-jährig verstorbene Pate. Weil Mozart aber ohnehin unsterblich ist, wird am gleichen Hang für die nächste Skisaison bereits die neue "Flying-Mozart"-Bahn errichtet. Es ist - wie in Österreich üblich, wenn es um Skigebiete geht - ein wahrer Überflieger.

Denn obwohl der Spatenstich schon 2019 erfolgte, trägt die Aufstiegshilfe der Zukunft erstaunlicherweise sogar den jüngsten Entwicklungen Rechnung. Mit bis zu 4000 Gästen pro Stunde lassen sich selbst dann so viele Menschen wie mit der alten Bahn auf den Berg transportieren, wenn die Passagiere Distanz halten. Die Zehn-Personen-Gondeln sind zudem mit Wlan ausgestattet und werden die 970 Höhenmeter in weniger als elf Minuten hocheilen. Damit bleibt man nicht nur unter der fürs Infektionsgeschehen wichtigen Viertelstunde, sondern kann auch noch mindestens drei Youtube-Videos von Gabalier oder DJ Ötzi abspielen. Für eine Oper wie Don Giovanni reicht die Zeit dann zwar bei weitem nicht, nur ist das Ding für alle Nostalgiker ohnehin eine totale Fehlkonstruktion. Als einzig wahrer und noch dazu garantiert covidsicherer "Flying Mozart" wäre nämlich im Grunde nur eines in Frage gekommen: eine Einsergondel in Kugelform.

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