Was an der Berliner Luft so toll sein soll, erschließt sich niemandem. Bloß weil in Peking noch mehr Feinstaubpartikel herumwirbeln, ist der Berliner Duft noch lange nicht heilklimatisch bedeutsam oder anderweitig betörend. Insofern ist es aber natürlich bemerkenswert, wie es glücken konnte, in Dosen abgefüllte Berliner Luft zu einem ertragreichen touristischen Scherzartikel zu machen.
Und doch gehört das Mitbringsel zu den vielen halben Sachen, für die Berlin berüchtigt ist (Flughafen, Hertha BSC): Sie bringt pro Dose nur rund fünf Euro ein. Ist ja nicht einmal heiße Luft.
Die Luft von San Francisco hingegen wird nun für 125 US-Dollar je Flasche verkauft. Und macht auch noch lustig im Kopf: "Hangar 1" ist ein Wodka, hergestellt aus dem Nebel der Bay Area. Man muss den Berlinern insofern Gerechtigkeit widerfahren lassen, als es eine alkoholische Variante der "Berliner Luft" schon zu DDR-Zeiten gab: Es handelte sich dabei jedoch um einen (billigen) Pfefferminzlikör, der im Ansehen alkoholischer Getränke noch unter Eierlikör, Retsina, ja sogar noch unter belgischem Kirschbier rangiert.
Fänger im Nebel
Vier Nebelfänger aus Stoff wurden für den Wodka rund um San Francisco aufgestellt, die Feuchtigkeit sammelt sich darin und wird zusammen mit einem kalifornischen Weißwein destilliert. Das Beispiel sollte Schule machen: Da die Craft-Biere das Reinheitsgebot ohnehin gerade fortschwemmen, sollte die Brauerei Rothaus probieren, ihre Tannenzäpfle direkt in die Maische zu werfen. Acht Euro pro Fläschchen sollten drin sein, bei so viel authentischem Geschmack.
Und gewiss lassen sich Verfahren entwickeln, wie sich der Geruch des auf toskanischen Hügeln brennenden Mülls auf einen Grappa übertragen lässt, der Duft niedersächsischer Schweinemast auf einen Doppelkorn und das Odeur des Gummiabriebs von der nahen Autobahn auf einen Aromahopfen in der Hallertau. Wohl bekomm's!