Ende der Reise:Aus der Asche

Lesezeit: 2 min

Fast Food der Antike: Hühner, Enten und Schnecken waren in dem vor Kurzem ausgegrabenen Schnellimbiss in Pompeji im Angebot. Das Freilichtmuseum darf nun wieder öffnen. (Foto: Luigi Spina/dpa)

Pompeji öffnet wieder: Daraus können wir einiges lernen. Ja, auch und gerade von den Italienern!

Von Hans Gasser

Niemand hat die Absicht, die Grenzen zu schließen! So ähnlich haben sich die Beteuerungen europäischer Politiker im Herbst angehört. Jetzt, Mitte Januar, kann man sagen: Theoretisch haben sie nicht gelogen. Aber eben nur theoretisch. Denn praktisch ist das europäische Sammelsurium an Quarantäne- und Testpflichten, die sich die Staaten gegenseitig auferlegen, weil jeder dem anderen unterstellt, ein größeres Risikogebiet als er selbst zu sein (bei oft sehr ähnlichen Zahlen), abschreckender als jede Mauer.

Aber wir wollen hier nicht schon wieder das leidige Thema auswalzen, das nur Magengeschwüre und schlechte Laune verursacht, sondern viel lieber über gute Nachrichten reden. Ja, die gibt es auch, man muss im Heuhaufen nur ein bisschen suchen. Und häufig haben diese Nachrichten mit dem Essen zu tun. Da posten Freunde, die man bisher des ambitionierten Kochens für unverdächtig hielt, plötzlich kochbuchverdächtige Fotos von Gerichten aus aller Welt, die sie selbst zubereitet haben. Wir wollen das gerne glauben und nicht mutmaßen, dass es Bestellungen waren, die von der Styroporbox des Lieferservice schnell auf Keramik umgebettet und drapiert wurden.

Essens-Lieferservice gab es vermutlich schon in der Antike, sicher aber gab es Take-aways, also Mitnahme-Restaurants. Und davon handelt die eigentliche gute Nachricht. Sie kommt, ja, aus Italien, wo man das Land in gelbe, orangefarbene und rote Regionen eingeteilt hat, je nachdem, wie es um Infektionen und R-Wert steht. Da hat man den Deutschen schon mal was voraus. Denn in den gelben Zonen ist einiges möglich, was bei Rot und Orange noch verboten ist. Und so erreicht uns die erfreuliche Mitteilung, dass der archäologische Park Pompeji, der in der gelben Region Kampanien liegt, nach vielen Monaten wieder geöffnet wird.

Das ergibt doppelt Sinn: Erstens bewegt man sich zwischen den aus der Vulkanasche ausgegrabenen Gebäuden an der frischen Luft und zweitens kann man aus der dort 79 nach Christus geschehenen Katastrophe durchaus einige Parallelen zur gerade sich abspielenden Katastrophe ziehen.

Denn kurz vor Weihnachten wurde dort ein perfekt erhaltener Schnellimbiss ausgegraben, mit Resten von Ente, Huhn und Weinbergschnecken in den Amphoren. "Das Lokal scheint hastig geschlossen und von seinen Besitzern verlassen worden zu sein", sagte der Grabungsleiter. Das mag manchen deutschen Gastronomen an sein aktuelles Los erinnern, hat aber auch etwas Tröstliches, denn im Gegensatz zu dem Pompeji-Take-away besteht ja zumindest die Aussicht, irgendwann auch mal wieder Gäste bewirten zu dürfen.

Jetzt muss man nur noch irgendwie nach Neapel kommen. Das geht zurzeit nur direkt mit dem Flugzeug, denn die italienischen Regionsgrenzen darf man nicht überschreiten. Aber niemand hat die Absicht ... und so weiter.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels stand fälschlicherweise, dass Pompeji 79 vor Christus zerstört wurde. Der zerstörerische Ausbruch des Vesuv ereignete sich aber im Jahr 79 nach Christus.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: