Kroatien & Montenegro:Russischer Bettenwechsel

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Geld spielt keine Rolle: Russische Anleger kaufen sich im großen Stil in die Hotelerie der östlichen Adria ein.

Erst vor wenigen Tagen wurde das erste Fünf-Sterne-Hotel Montenegros vor den Toren der Urlauberhochburg Budva eröffnet. Das abgewirtschaftete Hotel "Splendid" wurde von den neuen Eigentümern aus Russland mit allem nur erdenklichen Luxus ausgestattet. Ein paar Dutzend Kilometer weiter südlich hat ein russischer Geldgeber das Hotel "As" erworben. Auch hier entsteht Luxus pur wie ein spektakuläres Unterwasser-Restaurant. Dafür mussten Teile des angrenzenden Berges großflächig weggesprengt werden.

"Die Russen kommen", lautet der Schlachtruf in Montenegro und im nördlich angrenzenden Kroatien. Geld spiele für die neuen Investoren keine Rolle, berichten Immobilienhändler und private Verkäufer. "Klotzen, nicht kleckern", ist die Devise.

Top-Lagen im Visier

Auf der kroatischen Insel Mali Losinj verlangt ein russischer Großinvestor ultimativ die Änderung des örtlichen Bebauungsplanes, damit er sein Hotel von 1200 auf 2100 Betten erweitern kann. In der Gemeinde Herceg Novi am Eingang zur Bucht von Kotor kaufte ein russisches Konsortium nicht weniger als 100 000 Quadratmeter in allerbester Lage.

Die gekaufte Fläche befindet sich auf der 36 Quadratkilometer großen Halbinsel Lustica, die bisher im Besitz des Militärs und damit touristisch noch unerschlossen war. Diese Toplagen sind besonders ins Visier gut betuchter Investoren aus Russland geraten.

Der Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow hat hier nach Medienberichten über 12 000 Quadratmeter für angeblich vier Millionen Euro erworben. Wenig weiter ist der russische Kosmonaut Aleksej Leonow stolzer Landbesitzer. Und weil viele gute Verbindungen zur russischen Erdölindustrie besitzen, wird schon mal mit Bohrgerät aus Sibirien ein Brunnen mit 74 Metern Tiefe angelegt.

Der russische Geldsegen hat die Immobilienpreise in immer neue Höhen getrieben. In der montenegrinischen Stadt Tivat müssen für einen Quadratmeter Wohnraum bis zu 1200 Euro ausgegeben werden - bei Durchschnittsgehältern um 200 Euro im Monat.

In anderen Städten werden sogar mehr als 2000 Euro für einen Quadratmeter als Geschäftsraum verlangt. Doch das schreckt die neuen Großinvestoren nicht ab, die nach Augenzeugenberichten mit ihren Privatflugzeugen die besten Kunden der beiden Flughäfen Montenegros sind.

Warnungen vor Geldwäsche

Niemand hat offenbar einen genauen Überblick, wie viele Objekte inzwischen russische Besitzer kontrollieren. Oft sind die Besitzverhältnisse auch wegen ihrer Verschachtelung quer über den Globus schwer zu durchschauen. Westliche Diplomaten haben gewarnt, dass hier Geld aus zweifelhaften Quellen "gesäubert und geparkt" werde. Schließlich sind Kroatien und Montenegro in absehbarer Zeit EU-Mitglieder. In Montenegro ist der Euro schon heute offizielles Zahlungsmittel. Die russischen Investitionen im kleinen Montenegro seien bereits so riesig, dass sie das Land in eine Abhängigkeit bringen könnten, heißt es.

Oft ist es nur zu offensichtlich, dass die russischen Eigentümer eigentlich gar kein Interesse am Tourismus besitzen. In Petrovac ganz im Süden kauften sie das Hotel "4. Juli" und ließen es vier Jahre ungenutzt stehen. "Die warten einfach ab, um ihr schmutziges Geld zu waschen", sagt ein benachbarter Restaurantbesitzer.

Als Folge des Geldsegens aus Russland hat sich die Gästestruktur in vielen Adriaorten geändert. Russen geben gegenüber Deutschen, Österreichern oder Briten den Ton an. Nur hinter vorgehaltener Hand heißt es, man sei mit den neuen Gästen unzufrieden.

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