Zypern:Nordzypern öffnet umstrittene Küstensiedlung

Lesezeit: 1 min

Zum 47. Jahrestag der Inselteilung ist der türkische Präsident Erdoğan zu Besuch. Und der Ort Varosha wird zugänglich gemacht - im Süden kommt dies einer Provokation gleich.

Von dpa, Istanbul

Trotz internationaler Kritik treibt der Präsident der nur von der Türkei anerkannten Republik Nordzypern die umstrittene Öffnung der einst von Griechisch-Zyprern bewohnten Küstensiedlung Varosha voran. In einer "zweiten Phase" werde ein Gebiet, das einer Fläche von 3,5 Prozent des Stadtteils entspreche, zugänglich gemacht und das militärische Sperrgebiet aufgehoben, kündigte Ersin Tatar am Dienstag nach Angaben der türkischen Agentur Anadolu an. Anspruchsberechtigte mit Besitz in der Region könnten dessen Rückgabe beantragen, sagte er. Tatar nahm mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan an einer Veranstaltung zur Teilung der Insel vor 47 Jahren teil.

Erdoğan sprach von einer "neuen Ära" für Varosha. Das Leben werde dort aufblühen und ein "Symbol" nicht der Unlösbarkeit, sondern der "friedlichen und wohlhabenden Zukunft der Insel Zypern", sagte er. Griechisch-zyprische Nationalgardisten hatten 1974 auf Zypern mit dem Ziel geputscht, die Insel mit Griechenland zu vereinigen. Daraufhin folgte eine türkische Militärintervention - die Insel ist seitdem in einen größeren griechisch-zyprischen Teil im Süden und einen kleineren türkisch-zyprischen Teil im Norden geteilt. Aus dem griechisch-zyprischen Stadtteil Varosha in Famagusta waren 1974 rund 40 000 Bewohner vor der türkischen Armee geflüchtet. In der Folge wurde die frühere Touristenhochburg zum militärischen Sperrgebiet erklärt.

Vergangenes Jahr hatte Tatar - damals noch als Regierungschef - bereits entschieden, eine Strandpromenade in Varosha wieder zu öffnen. Für die Republik Zypern war dies eine schwere Provokation, die auch international scharf kritisiert wurde. Der nun angekündigte Schritt geht aber deutlich weiter. Griechische Zyprer könnten damit unter Druck gesetzt werden, entweder in ihre alten Häuser einzuziehen, und damit unter türkisch-zyprischer Verwaltung zu leben, oder sich eine Entschädigung auszahlen zu lassen.

Die Vereinten Nationen (UN) bemühen sich seit Jahrzehnten erfolglos um eine Lösung des Zypernkonflikts. Ziel der UN ist eine Föderation zweier gleichberechtigter Bundesländer - ein griechisch-zyprisches im Süden und ein türkisch-zyprisches im Norden. Ankara und der türkisch-zyprische Führer Tatar fordern hingegen die Bildung von zwei Staaten. Dies lehnt die EU strikt ab. Zypern ist seit 2004 EU-Mitglied. EU-Regelwerk und EU-Recht gelten aber nur im griechisch-zyprischen Süden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: