Zwischen Wut und Appell:Reden mit Gauck

Seine Sprache ist klar, furchtlos, manchmal sogar poetisch. Seine Lieblingsthemen sind Freiheit und Zvilcourage - Bundespräsident Gauck hat sie in vielen Reden gepriesen. Doch er kann auch wütend werden.

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Bundespräsident Gauck veranstaltet Demokratie-Fest

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Seine Sprache ist klar, furchtlos, manchmal sogar poetisch. Seine Lieblingsthemen sind Freiheit und Zivilcourage - Bundespräsident Gauck hat sie in vielen Reden gepriesen. Doch er kann auch wütend werden.

Klar, furchtlos, manchmal sogar poetisch. Gauck gilt als brillanter Redner, seinen Worten wird von Anhängern fast heilsbringerische Wirkung zugeschrieben. Dementsprechend groß waren die Erwartungen an den neuen Bundespräsidenten. Gauck enttäuschte sie nicht. Bei seiner ersten Grundsatzrede im März 2012 verzichtete er auf Eitelkeiten und Predigertum und wählte stattdessen ungestelzte und ausgeglichene Worte. Im Zentrum stand sein Lieblingsbegriff: Freiheit. Deutschland solle ein Land sein, "das soziale Gerechtigkeit, Teilhabe und Aufstiegschancen verbindet. Freiheit ist eine notwendige Bedingung von Gerechtigkeit", sagte der damals 72-Jährige.

Gauck besucht Bundeswehr in Hamburg

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Umso größer ist die Kritik wenn seine Worte mal nicht so geschliffen sind: Während seines Antrittsbesuchs bei der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg im Juni 2012 bezeichnete er militärische Gewalt zwar als Übel. "Aber sie kann - solange wir in der Welt leben, in der wir leben - notwendig und sinnvoll sein, um ihrerseits Gewalt zu überwinden oder zu unterbinden", sagte Gauck. Deutsche Soldaten bezeichnete er als "Mutbürger in Uniform". Vor allem von der Linkespartei erntete er dafür Kritik.

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Quelle: Koen van Weel/AFP

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Auch im Ausland hat Gauck Eindruck hinterlassen: Er sprach im Mai 2012 in den Niederlanden als erster Deutscher beim niederländischen Gedenktag zum Ende der Nazi-Besatzung. Seine Rede stand unter dem Titel "Befreiung feiern - Verantwortung leben".

Bundespräsident Gauck in Israel

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Am meisten Beachtung fand aber seine Israel-Reise im Mai 2012. In Jerusalem gedachte er der Holocaustopfer, wandte sich aber auch der Tagespolitik zu: Er forderte Premier Benjamin Netanjahu auf, bei der Siedlungspolitik ein Zeichen zu setzen und sprach sich für die Bildung eines Palästinenserstaates aus.

Deutsches Chorfest 2012

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Zwischen Wut und Appell:Konfliktfähigkeit

Doch auch die Dinge, die Gauck nicht sagt oder vermeidet, haben in der Vergangenheit für Kontroverse gesorgt: In Israel erwähnte er während seiner Rede den Begriff "Staatsräson" kein einziges Mal. Angela Merkel hatte diesen mehrmals im Zusammenhang mit dem Existenzrecht und der Sicherheit Israels bemüht. 

Für Diskussionen sorgte auch Gaucks Äußerung zur Rolle des Islams in Deutschland. "Der Islam gehört zu Deutschland" - diesen Satz hatte sein Vorgänger Christian Wulff geprägt:  Der neue Bundespräsident machte daraus in einem Gespräch mit der Zeit: "Die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland."

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Dass der Bundespräsident auch wirklich wütend werden kann, zeigte er in seiner Rede zur Verantwortung der Wirtschaft auf dem Führungstreffen der Süddeutschen Zeitung im November 2012. Gauck spach die Finanzkrise an, die 2008 ihren ersten Höhepunkt erreicht hatte. Damals hätten sich einige Führende "als Verführte oder gar Verführer" erwiesen. In seiner Rede rechnete er "mit ihrem Gewinnstreben und ihrer Gier - nicht nur im Finanzsektor" ab.

Gauck, Weiße Rose, LMU

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Zwischen Wut und Appell:Gauck, Weiße Rose, LMU

Doch grundsätzlich ist der engagierte Bürger eher Gaucks Lieblingsthema. "Einer muss ja doch mal schließlich damit anfangen." Diesen Satz von Sophie Scholl setzte Joachim Gauck an den Anfang seiner Weiße-Rose-Gedächtnisvorlesung am 30. Januar 2013 an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Das habe sie am 22. Februar 1943 dem Präsidenten des so genannten Volksgerichtshofs, Roland Freisler, ins Gesicht gesagt. Noch am selben Tag wurde Sophie Scholl zum Tode verurteilt und hingerichtet. In seiner Rede ruft Gauck zu mehr Mut und Zivilcourage auf.

Joachim Gauck

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Der Einsatz von Bürgerinnen und Bürgern für den Zusammenhalt der Gesellschaft war auch das große Thema seiner Weihnachtsansprache. In den ersten Monaten seiner Amtszeit habe ihn beglückt, "dass die Zahl der Menschen, die unsere Gegenwart und Zukunft zum Besseren gestalten, weit größer ist als die Zahl der Gleichgültigen", sagte Gauck. Zugleich forderte er von Politik und Gesellschaft weitere Anstrengungen. Gleich zu Beginn seiner Rede dankte Gauck den Soldaten und zivilen Helfern in Afghanistan, die er vor Kurzem besucht hatte. Eine solche Reise führe vor Augen, "wie kostbar der Frieden ist", sagte Gauck.

© Süddeutsche.de/thos/anri/joku/olkl
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