Zwickauer Terrorzelle:Die wichtigsten Schusswaffen der NSU

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Immer wieder geht es um Waffen. Vorige Woche wurden Ermittlungsverfahren gegen die in der Nazi-Musikszene bekannten Rechtsaußen Jan W. und Thomas S. eingeleitet, weil sie den späteren Gründern der Terrorvereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) 1997 oder 1998 eine Waffe besorgt haben sollen. Gegen zwei weitere Männer, deren Identität bislang der Öffentlichkeit nicht bekannt ist, wurden ebenfalls Ermittlungen eingeleitet. Sie sollen in späteren Jahren das Trio mit einer Pumpgun und mit einem Revolver versorgt haben.

Das waren die wichtigsten Schusswaffen des NSU:

Pumpgun Mossberg Maverick 88

Sie wurde im Wohnmobil der Mörder gefunden. Im Frühjahr 1997 ist die Waffe von einem Schweizer Waffenhaus an einen Schweizer Bürger verkauft worden. Ihr weiterer Weg ist unklar. In diesem Fall liegt den Schweizer Behörden ein Rechtshilfeersuchen vor.

Pumpgun Winchester 1300 Defender

Die Waffe wurde 1991 nach Kanada verkauft und kam über Österreich an einen Berliner, der 2005 starb und Verbindungen in die rechte Szene gehabt haben soll. Mit dieser Waffe hat Mundlos zunächst Böhnhardt und dann sich in dem Wohnmobil erschossen.

Maschinenpistole Pleter 91, neun Millimeter Luger

Auch diese Waffe wurde im Wohnmobil gefunden. Vermutlich Böhnhardt hatte aus dieser Waffe auf die anrückenden Polizisten geschossen. Die Maschinenpistole lag mit eingeklemmter Patrone auf der Sitzbank neben Böhnhardt.

Ceska 83, Kaliber 7.65 Millimeter Browning mit Schalldämpfer

Diese Waffe war die Signatur der Mörder. Bei jedem der neun Morde an Migranten mordeten sie damit. Sie hatten die Waffennummer weggefräst, aber die Nummer konnte von Spezialisten wieder sichtbar gemacht werden. Über einen tschechischen Hersteller war die Waffe in den neunziger Jahren an einen Schweizer Händler verkauft worden. Nach Angaben des Unternehmens wurde sie dann an einen Schweizer Bürger verkauft und ihm mit der Post zugeschickt. Der Mann, der neulich kurz in Haft war, bestreitet den Erhalt der Waffe.

Pistole Bruni Modell 315 Auto

Eine sehr kleine Pistole, aus der beim ersten Mord im September 2000 in Nürnberg und beim dritten Mord am 27. Juni 2001 in Hamburg geschossen wurde. Die Nummer wurde weggefräst.

Pistole TOZ TT3, 7.62 Millimeter Tokarew

Mit dieser alten Armeewaffe wurde die Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 in Heilbronn ermordet.

Pistole Radom VIS Modell 35

Aus dieser Waffe wurde auf den Kollegen der Polizistin geschossen, der neben ihr im Auto saß. Die Waffe trägt den Beschussstempel WaA 77. Die Waffe wurde vermutlich im Zweiten Weltkrieg in Polen von der Wehrmacht produziert.

Revolver Alfa-Proj Modell 3831, Kaliber 38

Aus dieser Waffe wurde im Oktober 2006 bei einem Überfall auf ein Geldinstitut in Zwickau auf einen Bankangestellten geschossen. Auch die Nummer dieser Waffe wurde weggefräst.

Alle übrigen Waffen konnten bislang keiner Tat des NSU zugeordnet werden. Dies gilt insbesondere für die Pistolen Heckler und Koch, Modell 2000, die von den Mördern beim Polizistenmord in Heilbronn 2007 erbeutet wurden. Bei einigen Fahndern gibt es die Theorie, dass diese Waffen aus Sicht der Mörder verlässliche Schusswaffen waren, die sie dann einsetzen wollten, wenn sie eingekesselt waren. Mundlos und Böhnhardt hatten früh erklärt, sie würden sich nicht festnehmen lassen. Andere Fahnder halten diese Theorie für nicht stimmig.

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