Zum Tod von Hans-Dietrich Genscher:"Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass Ihre Ausreise..."

Er war Außenminister der Einheit, Mitbegründer der Europäischen Union, Übervater für die Liberalen. Hans-Dietrich Genscher in Zitaten.

1989 sah Genscher als Außenminister die Chance auf eine Wiedervereinigung Deutschlands und setzte sich diese zum Ziel. Er gilt deshalb auch als der "Außenminister der Einheit". 2015 sagte er über das Verhältnis zu Russland: "Ich wollte die Teilung Europas beenden, nicht nach Osten verschieben." Auf diesem Foto vom 22. November 1981 sieht man Genscher (Mitte rechts, 2. Reihe) mit dem verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt (r.), mit dem damaligen Parteichef der Kommunistischen Partei der UdSSR Leonid Breschnew (m.), dem sowietischen Außenminister Andrei Gromyko (l.) in Bonn.

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(Foto: Reinhard Kemmether/dpa)

Als Außenminister steht Hans-Dietrich Genscher (unter dem Fensterkreuz rechts) am 30.09.1989 mit anderen Politikern auf dem Balkon der bundesdeutschen Botschaft in Prag. Hier spricht er den wohl berühmtesten Halbsatz der Geschichte: "Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass Ihre Ausreise..."

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(Foto: REUTERS)

Genscher unterstützte die Entscheidung der Großen Koalition vom vorigen Sommer, die Grenzen zu öffnen und Kriegsflüchtlingen Schutz zu gewähren. Auf Kritik von Hans-Peter Friedrich (CSU) an dieser Politik antwortete er: "Mir ist lieber, die Leute werden unbürokratisch reingelassen, als dass sie bürokratisch verhungert wären." Im Bild: Außenminister Hans-Dietrich Genscher und sein tschechoslowakischer Kollege Jiri Dienstbier durchschneiden 1989 einen Grenzzaun zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei.

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(Foto: dpa)

Genscher sprach sich nach der Wiedervereinigung für Berlin als Regierungssitz aus. Im Bonner Wasserwerk sagte er: "Ich habe um jeden Zentimeter gerungen, um mehr Bundespräsenz in Berlin zu ermöglichen. Jetzt ist die ganze Bundespräsenz möglich. Dafür möchte ich im Deutschen Bundestag stimmen." Im Bild: Vor Beginn der Sitzung im Bonner Bundeskanzleramt unterhalten sich am 13.12.1976 (l-r): Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD), Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) und der SPD-Vorsitzende Willy Brandt.

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(Foto: dpa)

1992 zog er sich aus der Politik zurück, äußerte sich jedoch immer wieder zur aktuellen politischen Lage. Auf der traditionellen "Aalkönig"-Feier in Bas Honnef lästerte er 2008 über Banker und ihre Gemeinsamkeiten mit Christoph Kolumbus: "Er fuhr los, ohne zu wissen, wohin; er kam an und wusste nicht, wo er ist; er kam zurück und konnte nicht sagen, wo er gewesen war; und das alles mit anderer Leute Geld." Im Bild: Der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher und seine Frau Barbara auf der Bambi-Verleihung 2011 in Wiesbaden.

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(Foto: REUTERS)

Hans-Dietrich Genscher prägte seit 1969 die Bundesrepublik. Er ist eines der Gesichter der Wiedervereinigung. 1992 zog er sich aus der Politik zurück, kommentierte diese jedoch bis zuletzt präzise und wortgewandt. Zum seinem Tod eine Auswahl von Zitaten. In einem seiner letzten Interviews in der Welt am Sonntag nahm Genscher Stellung zur Flüchtlingsfrage und der Herausforderung, die sich der Welt stellt: "Syrien lehrt uns, dass der Frieden dort auch unser Frieden ist. Deshalb brauchen wir eine Friedensinitiative von Staaten, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen."

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(Foto: AP)

Auch in den Ukraine-Konflikt schaltete sich Genscher ein. Zu der Sanktionspolitik des Westens gegenüber Russland sagte er: "Sanktionen sind wie eine Leiter, immer eine Stufe höher, und auf einmal ist sie zu Ende. Dann stehen Sie vor der Frage, ob Sie wieder runterklettern oder runterspringen." Im Bild: Genscher (r) sitzt 1988 mit dem damaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan im Oval Office im Weißen Haus.

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(Foto: DPA)

Auf dem Diskussionsforum des Werkzeugbauers Komet im schwäbischen Besigheim äußerte er sich auch zur Wirtschaftspolitik der Europäischen Union: "Wir haben das Dilemma, dass Unternehmen eher international getrieben agieren, Politik und Gesellschaft aber immer noch im nationalen Denken verhaftet sind. Das gilt es zu ändern." Im Bild: Der ehemalige Vizekanzler Hans-Dietrich Genscher hält 2000 im Hambacher Schloß bei Neustadt an der Weinstrasse die Festrede zum zehnjährige Bestehen der gesamtdeutschen Bundestagsfraktion der FDP

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(Foto: REUTERS)

Nicht nur die Grenzöffnung der Kanzlerin von 2015 unterstützte Genscher. Auch spricht er sich offen gegen Fremdenfeindlichkeit aus: "Immer wenn ich eine Meldung über einen Anschlag auf ein Asylbewerberheim lese, stehen vor mir die Bilder meiner Kindheit: brennende Synagogen und zerstörte jüdische Ladengeschäfte." Im Bild: Der ehemahlige Außenminister Genscher 2009 mit Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Eröffnung des neuen Museums zur Deutschen Geschichte in der Villa Schöningen in Potsdam

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