Wohnen:Der gute, böse Ofen

Lesezeit: 2 min

Zu Hause lässt sich viel Energie sparen, nicht nur beim Heizen.

Von Hans Gasser

Wir sind raus. Die verrückten Mieten in München haben uns vor drei Jahren aus der Stadt getrieben. Zwei Kinder im Alter von drei und sieben, da will man ein bisschen Platz, ein Stückchen Garten, und das zu einem noch vertretbaren Preis. 2012 wohnten wir noch auf 60 Quadratmetern. Heute ist es eine Doppelhaushälfte mit 140. 30 weniger hätte uns auch gereicht, aber das gab's nicht. Man gewöhnt sich schnell an mehr Platz. Das Haus ist Baujahr 1984, wurde renoviert, allerdings nicht thermisch saniert.

Wohnen verbraucht noch vor der Mobilität im Leben des Durchschnitts-Deutschen am meisten Energie und ist der größte Posten beim CO₂-Fußabdruck. Und der wächst mit der Größe der Wohnung. Beim Einzug haben wir gleich zwei etwas widersprüchliche Dinge gemacht: 1. Wechsel zu einem Ökostromanbieter. 2. Kauf eines Kaminofens mit großer Glasscheibe. Zwar ist beides CO₂-neutral, allerdings sind die "Wellnessöfen" zuletzt sehr in Verruf gekommen, weil sie die Feinstaubbelastung in den Städten stark erhöhen. Trotzdem will ich darauf nicht verzichten. Die Wärme, das Feuer, herrlich! Man war halt doch mal Höhlenbewohner.

Heizkosten lassen sich damit eher nicht sparen. Die Wärme des Stahlofens verpufft schnell, und das Holz muss man ja auch kaufen. Das Haus wird mit Erdgas beheizt, und laut der letzten Abrechnung haben wir im vergangenen Jahr 17 000 Kilowattstunden verbraucht. Das entspricht 4,2 Tonnen CO₂. Ganz schön viel, aber weniger, als ein Hin- und Rückflug von München nach San Francisco pro Person verursacht (laut Atmosfair 4,8 Tonnen). Würde die Vermieterin das Haus isolieren und bessere Fenster einbauen, könnte man bis zu 50 Prozent davon einsparen. Doch das liegt nicht in unserer Hand. Die Raumtemperatur allerdings schon. Die ist bei uns auf 21 Grad eingestellt. Mit jedem Grad weniger könnte man einiges an Energie sparen. Den Kindern ist eh immer warm, aber unter 20 Grad würde wohl die Mutter rebellieren. Pullover ist ok, aber Jacke im Wohnzimmer? Nein.

Beim Strom stehen wir besser da. Unser Anbieter (EWS) schickt uns jedes Jahr ein Balkendiagramm. Daraus geht hervor, dass wir mit 2100 kWh jährlich im bundesweiten Durchschnitt für die Hausgröße die Note "sehr gut" bekommen. An den überteuerten LED-Lampen, die ständig kaputtgehen, liegt das nur zum kleinen Teil. Vor allem machen es wohl Waschmaschine, Geschirrspüler und Kühlschrank, die ständig laufen, aber alle die Energieeffizienzklasse A+++ haben. Damit spart man Geld.

Was könnten wir 2020 besser machen? Feinstaubfilter einbauen am Kaminofen. Das würde 1000 Euro kosten. Zu viel. Weniger baden. Machbar. Heizungszeiträume einstellen und nicht den ganzen Tag durchheizen. Und vor den Winterferien nicht vergessen, das Urlaubsprogramm an der Gastherme zu aktivieren.

© SZ vom 15.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: