Wirtschaft:Die Idee ist da, das Geld nicht

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Auf der Suche nach Investoren: Mit dem Wirtschaftsminister sind deutsche Unternehmer unterwegs in China.

Von Michael Bauchmüller

Nikolai Ensslen und Andreas Kunze, das sind zwei Unternehmer, ganz wie man sie in China liebt: Der eine entwickelt Roboter, der andere wertet Sensoren aus. Und beide haben eines gemeinsam: Die Chinesen haben schon angeklopft. Und beide finden das gar nicht so schlecht.

Bei Ensslens Firma Synapticon wollen sie gerne bei einer Kapitalerhöhung einsteigen. Das Unternehmen mit Sitz in Filderstadt gibt es erst seit 2010, Ensslen ist einer von zwei Gründern. Die Idee: Industrieroboter sollen nicht tumb immer dieselben Bewegungen ausführen, sondern erkennen können, was in ihrer Umgebung passiert - ob etwa nebenan ein Mensch arbeitet, sie also ihre Kraft anders dosieren müssen. "Solche kollaborativen Roboter werden in der Industrie immer häufiger zum Einsatz kommen", glaubt Ensslen. Ähnlich könnten auch batteriebetriebene Fahrzeuge funktionieren, die autonom durch Fabriken kreuzen und erkennen, ob gerade jemand im Weg steht. In Filderstadt tüfteln mittlerweile 40 Mitarbeiter an Chips samt der nötigen Software - die dann von Roboterherstellern verbaut werden. "In China ist das gerade ein Riesenthema", sagt Ensslen. Nur bräuchte es eben neues Kapital, um die Chips in größerer Zahl zu fertigen. Gut möglich, dass ein Teil des Geldes aus China kommt. "Die Investoren von dort stehen Schlange", sagt Ensslen.

Sensoren für Weichen - ein großes Geschäft. Im Prinzip

Nicht anders bei Andreas Kunze, auch er ein junger Gründer. Seine Münchner Firma Konux hat Sensoren entwickelt, die etwa die Belastung von Eisenbahnweichen kontrollieren. In Deutschland gibt es sie bereits an zehn Weichen, sie protokollieren jeden Zug. Bislang müssen Bahnmitarbeiter regelmäßig ausrücken, um die Weichen zu checken. Was in der Zwischenzeit passiert, bekommt keiner mit. "Bisher wurden Sensoren nur genutzt, um Dinge zu steuern", sagt Kunze, "aber nie zum Überprüfen." Allein in Deutschland gäbe es da reichlich Potenzial - mit mehr als 30 000 permanent genutzten Weichen. Aber erst China! "Ich weiß gar nicht, wie viele Delegationen aus China schon bei uns angeklopft haben", sagt er. "Die Frage ist nur: Wenn ich nach China will, wer hilft mir dann beim Markteintritt?" Ein chinesischer Investor könnte die Lösung sein. Das Interesse jedenfalls, sagt auch Kunze, sei da. Weswegen beide, Kunze und Ensslen, nun zu den gut 50 Wirtschaftsvertretern zählen, die Gabriel nach China begleiten.

So widersprüchlich ist die Lage: Einerseits sorgt sich die Bundesregierung und mancher Experte, dass chinesische Investoren hiesiges Know-how absaugen könnten. Andererseits schielen vor allem junge Start-ups auf das Kapital, das Firmen aus China mitbringen. "Die operieren einfach in anderen Größenordnungen", sagt Kunze. Bisher hat er sich das Geld vor allem in den USA besorgt.

Doch Wirtschaftspolitiker warnen auch vor dieser Art strategischem Engagement. "Anfangs sieht das ganz verlockend aus", sagt Joachim Pfeiffer, wirtschaftspolitischer Sprecher der Unionsfraktion. Chinesische Investoren zahlten viel Geld und investierten dann in Forschung und Entwicklung. "Nur die Patente, die landen dann irgendwann nicht mehr in Deutschland, sondern in China."

Ein Problem, das weder Ensslen noch Kunze sehen. Schließlich liege das A und O in der nötigen Software. "Und das Wissen dafür", sagt Ensslen, "das steckt in unseren Köpfen."

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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