Wikileaks: Julian Assange:Das Leck liegt in den USA

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Der Ton der australischen Behörden gegenüber Wikileaks-Gründer Julian Assange ändert sich: Nicht er, sondern die USA trügen die Schuld an Cablegate. Ungeachtet der Verhaftung von Assange gehen die Enthüllungen weiter.

Noch Ende November gab die australische Regierung bekannt, dass sie prüfen wolle, ob Wikileaks-Gründer Julian Assange gegen Gesetze seines Heimatlands verstoßen habe. Premierministerin Julia Gillard griff Assange wegen der Enthüllungen scharf an: Die Veröffentlichung der geheimen Papiere sei unverantwortlich und illegal, sagte sie.

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:Zwischen Enthüllung und Eklat

Textnachrichten vom 11. September 2001, Dokumente aus Afghanistan und Hunderttausende Depeschen: Seit vier Jahren macht Wikileaks mit enthüllten Geheimnissen Schlagzeilen. Jetzt wurde der Gründer der Seite, Julian Assange, festgenommen. Eine Chronologie.

Doch nach Assanges Verhaftung wegen der gegen ihn in Schweden erhobenen Vergewaltigungsvorwürfe ändert sich der Ton: Gillards Regierung sagte dem Australier Unterstützung zu. Das Hochkommissariat werde Assange "jede angemessene konsularische Hilfe leisten", gab Außenminister Kevin Rudd bekannt.

Rudd machte zudem die US-Regierung für den sogenannten Cablegate-Skandal verantwortlich. Diejenigen, die ursprünglich die Weitergabe der 250.000 Kabelberichte aus dem US-Außenministerium ermöglicht hätten, seien rechtlich zur Verantwortung zu ziehen, sagte der Außenminister im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Herr Assange ist nicht selbst für die Veröffentlichung verantwortlich", so Rudd

Die Tatsache, dass solche Nachrichten an die Öffentlichkeit gelangen konnten, stelle zudem die Sicherheit der Übertragungswege der USA infrage. "Die Amerikaner sind dafür verantwortlich."

Ungeachtet des Drucks auf Wikileaks veröffentlichte die Organisation am Mittwoch weitere US-Depeschen im Internet. "Wir lassen uns nicht knebeln, weder durch juristische Mittel, noch durch die Unternehmen, die Zensur durchführen. Wikileaks ist noch immer online", erklärte Sprecher Kristinn Hrafnsson über den Kurznachrichtendienst Twitter. "Der neueste Schub an Depeschen wurde veröffentlicht und unsere Medienpartner haben ihren nächsten Satz an Geschichten ebenfalls veröffentlicht", erklärte Hrafnsson. "Kopien der vollständigen Seite liegen an über 500 Orten verteilt. Jeden Tag werden die Depeschen über 50 Millionen mal heruntergeladen."

Aus den neuen Dokumenten geht unter anderem hervor, dass Libyen Großbritannien vor der Freilassung des Lockerbie-Bombers stärker unter Druck gesetzt hat als bislang bekannt.

Der 39-jährige Assange, der sich am Dienstag in London der Polizei gestellt hatte, bleibt vorerst in Polizeigewahrsam. Ein Gericht entschied gestern, dass Assange vorerst nicht freikommt - mindestens bis zu seiner nächsten Anhörung am 14. Dezember.

Zuvor hatte er offenbar monatelang Unterschlupf in dem Londoner Journalistenclub Frontline gefunden. "Die meiste Zeit hat er sich hier im Frontline Club aufgehalten", sagte dessen Gründer, Vaughan Smith am Dienstag.

© sueddeutsche.de/Reuters/AFP/AP/dpa/leja/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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