Whistleblower:Gefängniswechsel

Snowden will nach Hause - die USA sollten ihm einen Deal bieten.

Von Nicolas Richter

Edward Snowden ist kein freier Mann. Zwar muss der Whistleblower in Moskau nicht in einer Zelle leben, doch ist er auf die Gunst Wladimir Putins angewiesen, der sich gerade nach Snowdens strengen Maßstäben nicht als Verfechter der Bürgerrechte verklären lässt. Nun bekräftigt Snowden, dass er es für eine Rückkehr in die US-Heimat hinnehmen würde, ins Gefängnis zu gehen.

Dieser Gefängniswechsel läge im Interesse beider Seiten. Snowden sehnt sich danach heimzukehren. Er müsste zwar für den Verrat von Interna des Geheimdienstes NSA geradestehen, was nach US-Recht etliche Jahre Haft bedeutet. Doch es böte ihm die Aussicht, eines Tages wieder frei zu sein, nicht der ewige Flüchtling im Moskauer Asyl.

Auch die US-Regierung hätte etwas zu gewinnen: Sie könnte Snowden endlich vor Gericht stellen und wäre die Schmach los, dass sich ausgerechnet Putin als Hüter der Menschenrechte aufspielt. Die US-Regierung sollte ihre an Rachsucht grenzende Härte gegen Whistleblower aufgeben und Snowden einen Deal anbieten, der seiner Schuld gerecht wird, aber auch seinen Verdiensten: Die Enthüllungen über NSA-Exzesse haben Reformen ausgelöst. Dies offenbart, dass Snowden seinem Land einen großen Dienst erwiesen hat. Er sollte die Gefangenschaft in absehbarer Zeit gegen die Freiheit tauschen dürfen. Präsident Obama könnte ihn sogar am Ende seiner Amtszeit begnadigen.

© SZ vom 07.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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