Whatsapp:Katz und Maus

Dem Staat wird misstraut, aber seine Überwachung wird gebraucht.

Von Joachim Käppner

Früher war eine Telefonüberwachung eine einfache Sache. Die Polizei besorgte sich einen richterlichen Beschluss und zapfte das Festnetztelefon eines Verdächtigen an. Fortan lauschten die Ermittler mit. Heute gleicht die "TÜ", so der Fachjargon, einem atemlosen Katz- und Mausspiel: Kriminelle Banden und islamistische Terroristen operieren mit zahlreichen Wegwerfhandys und technischen Tricks.

Die Welt der Kommunikation wandelt sich so rasch, dass der Rechtsstaat nur schwer hinterherkommt. Manche Experten nehmen an, dass die Radikalisierung junger Menschen durch Hassprediger zunehmend auch über Messenger-Dienste wie Whatsapp erfolgt; valide Daten gibt es aber noch nicht. Die Bundesregierung, getrieben von den Ereignissen, will diese Dienste künftig ähnlich überwachen dürfen wie eine Telefonverbindung. Noch ist das schwer möglich, weil sie verschlüsselt arbeiten, die Überwacher müssten mit "Trojanern" diesen Schutz durchbrechen. Ob der Schaden für die Freiheit nicht am Ende größer ist als der Nutzen bei der Terrorabwehr, lässt sich jetzt noch nicht beantworten.

Seit dem NSA-Skandal ist das Misstrauen staatlichen Lauschwünschen gegenüber noch gestiegen. Andererseits muss der Staat sich und seine Bürger vor dem Terror schützen - ein klassisches Dilemma. Dass auch Privatleute in den Messenger-Diensten über "Spy-Software" die Geräte anderer ausspionieren, ist übrigens schon Realität.

© SZ vom 24.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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