Welle der Gewalt:Führende Oppositionspolitikerin in Pakistan erschossen

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Karachi: Rettungskräfte tragen den Körper der getötetn Politikerin Zahra Shahid Hussain. (Foto: AFP)

Kurz bevor die Parlamentswahl in einigen Wahllokalen der pakistanischen Stadt Karachi wiederholt werden soll, ist eine führende Reformpolitikerin erschossen worden. Drei bewaffnete Männer sollen Zahra Shahid Hussain vor ihrem Haus aufgelauert haben. Parteichef Imran Khan verdächtigt die Konkurrenzpartei MQM - die reagiert empört.

Die Welle der Gewalt im Umfeld der Parlamentswahl in Pakistan reißt nicht ab. Eine führende Politikerin der zweitstärksten pakistanischen Oppositionspartei PTI ist in der Hafenstadt Karachi erschossen worden. Cricket-Legende Imran Khan, der die PTI (Bewegung für Gerechtigkeit) führt, beschuldigte die Regionalpartei Muttahida Qaumi Movement (MQM) der Tat. Diese wies die Vorwürfe zurück.

Drei Bewaffnete hätten Zahra Shahid Hussain, Vizepräsidentin der PTI in der Provinz Sindh, am späten Samstagabend vor ihrem Haus niedergeschossen, erklärte die Polizei am Sonntag. Die 59-Jährige sei von einer Kugel in der Nähe des Kinns getroffen worden und habe keine Überlebenschance gehabt, sagte ein Polizeivertreter. Die Täter seien auf einem Motorrad geflüchtet.

Das Motiv für den Angriff war laut Polizei zunächst unklar. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. PTI-Chef Khan beschuldigte die Partei MQM und deren im Londoner Exil lebenden Vorsitzenden Altaf Hussein. "Ich mache Altaf Hussein direkt für den Mord verantwortlich, da er Mitarbeiter und Repräsentanten der PTI im öffentlichen Rundfunk bedroht hat", schrieb Kahn im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Tötung von Zohra Hussein sei ein "Terrorakt". Khan gab Großbritannien eine Mitschuld: "Ich mache auch die britische Regierung verantwortlich, weil ich sie wegen der offenen Drohungen ihres Staatsbürgers Altaf Hussein, Mitglieder der PTI zu töten, gewarnt hatte", sagte Khan.

Die MQM reagierte empört auf die Vorwürfe und forderte Khan auf, sie zurückzunehmen. MQM-Chef Hussain wird in Pakistan wegen Mordes gesucht. Kanada stuft seine Partei als Terrororganisation ein, was er entschieden zurückweist. Vor einigen Tagen hatte er eine Rede gehalten, die viele Pakistaner als Anstiftung zu Angriffen auf politische Rivalen interpretierten. Bei der britischen Polizei gingen scharenweise Beschwerden ein, in denen eine Untersuchung gefordert wurde. Hussain erklärte, seine Worte seien aus dem Kontext gerissen worden.

Unter großen Sicherheitsvorkehrungen begann am Sonntag die Nachwahl in 43 Wahllokalen Karachis, der größten Stadt des Landes. Die erneute Abstimmung war wegen des Verdachts auf Manipulation und verspätete Öffnung der Wahllokale nötig geworden. Khans PTI unterstellte der in Karachi dominierenden MQM Betrug. Die MQM wiederum rief zum Boykott der teilweisen Wahl auf, da sie eine vollständige Neuwahl verlangt hatte.

Als klarer Sieger aus der Parlamentwahl war die Pakistanische Muslimliga (PML-N) von Nawaz Sharif hervorgegangen. Die Mitte-Rechts-Partei verdrängte die bisher regierende Pakistanische Volkspartei PPP mit großem Abstand auf den zweiten Platz. Die PTI landete an dritter Stelle.

Im Vorfeld der Wahl war es zu zahlreichen Anschlägen gekommen, etwa 150 Menschen wurden getötet. In Karachi werden täglich etwa ein Dutzend Menschen ermordet, teils aus politischen Gründen, teils werden sie aber auch Opfer von Straßenkriminalität oder Anschlägen der radikal-islamischen Taliban.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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