Wegen Gewalt gegen syrische Opposition:Türkei schließt Botschaft in Damaskus

Lesezeit: 1 min

Ein weiterer mächtiger Nachbar Syriens geht auf Distanz. Die Türkei beruft ihren Botschafter aus Damaskus ab und folgt damit dem Beispiel der USA, mehrerer EU- und Golf-Staaten. In Istanbul trifft sich unterdessen die syrische Exil-Regierung mit internationalen Vertretern.

Die Türkei hat am Montag ihre Botschaft in Syrien geschlossen. Wegen der Verschlechterung der Sicherheitsbedingungen seien die Aktivitäten der Botschaft bis auf weiteres ausgesetzt, sagte ein türkischer Diplomat. Das gesamte türkische Botschaftspersonal hat demnach die syrische Hauptstadt Damaskus verlassen. Aus dem Umfeld der türkischen Regierung war von einer "starken politischen Botschaft" an die Regierung von Präsident Baschar al-Assad die Rede. Das türkische Generalkonsulat im nordsyrischen Aleppo nahe der Grenze zur Türkei soll dagegen geöffnet bleiben.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte kürzlich gesagt, die Türkei sei kurz davor, ihre diplomatischen Beziehungen mit Syrien abzubrechen. Mit der Schließung der Botschaft folgt Ankara dem Beispiel mehrerer EU-Staaten, der USA und der sechs Golfmonarchien. Die Türkei, die einst enge Beziehungen zum Nachbarn Syrien pflegte, hat wegen des gewaltsamen Vorgehens gegen die Oppositionsbewegung mit Assads Regierung gebrochen. Seit Beginn der Proteste vor einem Jahr sind laut UN mehr als 8000 Menschen ums Leben gekommen.

In Istanbul ist indes für Montag ein Treffen verschiedener syrischer Oppositionsgruppen vorgesehen. Ziel dieses Treffen sei es, künftig international mit einer Stimme zu sprechen, verlautete aus Oppositionskreisen. Die Regierungsgegner, darunter der Syrische Nationalrat, wollen sich vor dem für Sonntag geplanten zweiten Treffen der "Freunde Syriens" beraten. Bei der Zusammenkunft arabischer und westlicher Staaten geht es um Hilfeleistungen für die syrischen Regierungsgegner. Auch US-Außenministerin Hillary Clinton will an dem Treffen teilnehmen. Das erste Treffen hatte Ende Februar in Tunis stattgefunden.

Auch die Exil-Opposition steht immer mehr unter Druck, weil es ihr bislang nicht gelungen ist, genügend internationale Hilfe zu mobilisieren, um das Töten in Syrien zu beenden. Am Montag wurde die Stadt Homs nach Angaben von Regimegegnern erneut von der Armee angegriffen. Dabei sind nach Angaben des Syrischen Observatoriums für Menschenrechte und der Örtlichen Koordinationskomitees mindestens fünf Menschen verletzt worden. Die historische Mariengürtel-Kirche, die zu den ältesten christlichen Kirchen zählt, sei beschädigt worden.

Aktivisten berichten schon seit Tagen von Granatbeschuss und gehen davon aus, dass die Soldaten von Präsident Assad einen Sturm auf die Stadt vorbereiten.

© AFP/Reuters/dapd/dpa/kat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: