Wahlkampf in den USA:Kandidaten der Dritten Art

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Die USA sind ein demokratisches Land, dort darf jeder Präsident werden. Oder es zumindest versuchen. So entsteht ein illustres Kandidatenfeld jenseits der Demokraten und Republikaner.

Barbara Vorsamer

Theoretisch darf in den Vereinigten Staaten jeder Präsident werden, der über 35 Jahre alt ist, in den vergangenen 14 Jahren in den USA gelebt hat und geborener US-Bürger ist.

USA: Die anderen Kandidaten
:Vampire, Priester und Verückte

Amerika ist ein demokratisches Land, dort darf sich jeder zur Wahl zum Präsidenten stellen, der dort geboren ist, dort lebt und älter als 35 Jahre alt ist.

Deswegen ist es fast schade, dass nur Clinton, Obama und McCain Schlagzeilen machen - tummelt sich doch jenseits des politischen Washington der Demokraten und Republikaner ein weites Feld an Möchtegern-Präsidenten und Drittparteien.

Zum Beispiel Jonathon "The Impaler" Sharkey. Er ist Vorsitzender, Gründer und - vermutlich einziges - Mitglied der Vampires Witches Pagans Party, also der Partei der Vampire, Hexen und Heiden.

Kunst, Klamauk oder politisches Konzept

Ob es sich bei seiner Kandidatur um politische Ambitionen, Konzeptkunst, Wichtigtuerei oder schlichten Irrsinn handelt, ist unklar. Doch so richtig ernst gemeint kann seine Kandidatur kaum sein, schließlich kündigt er an, dass er als Präsident jeden Kriminellen eigenhändig pfählen würde.

Vom Zeitaufwand her nicht zu schaffen - und davon abgesehen nicht verfassungsgemäß. Ebenfalls als Scherz ist die Kandidatur von Warren R. Ashe einzuordnen.

Ashe kandidierte schon öfter. Auf seiner Website behauptet er, bei Armee, Luftwaffe, Marine und Nationalgarde gedient zu haben und heute als Spezialist für Zeitreisen und fliegende Untertassen zu arbeiten.

Leider, teilt er jedoch bedauernd mit, sei es bisher nicht gelungen, weiter als 500 Jahre in Zukunft oder Vergangenheit zu reisen. Seine politischen Ziele? Sind wohl in irgendeinem Zeitfenster verschwunden.

Der Kandidat der "United Fascist Union", Jack Grimes, hat Ziele: Er will den Faschismus a la Mussolini in den USA einführen. Auch Grimes versucht den Sprung ins Weiße Haus nicht zum ersten Mal. Seine öffentlichen Auftritte in Ritterrüstung schaden seiner Glaubwürdigkeit jedoch.

Monothematische Programme

Ähnlich geht es Gene Amondson, der gerne als Tod verkleidet gegen den Alkohol wettert. Er kandidiert für die Prohibition Party und das Herzensanliegen des Priesters ist ein USA-weites Alkoholverbot.

Viele der alternativen Kandidaten haben nur ein Thema auf ihrer präsidentiellen Agenda: Jeff Petkevicius fordert billiges Benzin, Don Grundmann geht es um die Abschaffung der Korruption und ungezählte Bewerber wollen sich für die Legalisierung von Marihuana einsetzen.

Dass diese Kandidaturen ernst gemeint sind, ist zu bezweifeln. Denn Chancen haben sie so gut wie keine. Zwar hat jeder das Recht, sich auf das Präsidentenamt zu bewerben - doch auf den Stimmzettel kommt nicht jeder.

Die Bedingungen regeln die Bundesstaaten. In Alabama zum Beispiel sind 41.000 Unterschriften oder drei Prozent der Stimmen bei der letzten Wahl nötig. New York verlangt 50.000 Unterschriften oder fünf Prozent. Um bundesweit auf dem Stimmzettel zu stehen, müssen 700.000 Menschen im Vorfeld für den Kandidaten unterschrieben haben.

Mehr Bewegung gewünscht

Nur wenige überwinden diese Hürde. So standen 2004 nur zwei Namen landesweit zur Abstimmung: John Kerry und George W. Bush.

Das entmutigt die alternativen Kandidaten nicht. Das Zwei-Parteien-System aufzubrechen, mehr Bewegung in das politische System zu bringen und die Leute für ihre Themen aufzurütteln, gehört bei fast allen zu den Motiven für die Bewerbung.

Einen Drittparteienkandidaten mit einer reellen Chance auf das Amt gibt es im Kandidatenfeld 2008 bisher nicht, und so reduziert sich die Frage, wer der nächste Präsident der USA wird, tatsächlich auf: Republikaner oder Demokrat?

Doch das ist kein Naturgesetz - wenn auch der letzte Fall eines siegreichen Drittparteienkandidat fast 150 Jahre her ist. Abraham Lincoln wurde 1860 Präsident für die Republikaner und brach damit endgültig das Zwei-Parteien-System zwischen Demokraten und Whigs auf.

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