Wahlen:Skurrile Wahlspots: Porno und Verschwörungstheorie

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Berlin (dpa) - Einige Fernsehzuschauer dürften sich in den vergangenen Tagen erstaunt die Augen gerieben haben. Soft-Porno im ZDF, außerdem Esoterik und Verschwörungstheorie - im TV warben auch die Kleinparteien um Stimmen. Das waren die skurrilsten Spots:

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Berlin (dpa) - Einige Fernsehzuschauer dürften sich in den vergangenen Tagen erstaunt die Augen gerieben haben. Soft-Porno im ZDF, außerdem Esoterik und Verschwörungstheorie - im TV warben auch die Kleinparteien um Stimmen. Das waren die skurrilsten Spots:

- PARTEI BIBELTREUER CHRISTEN (PBC) sündigt beim Friseur

HANDLUNG: Die Welt ist voller Frevel und Laster. Nur eine kleine, fromme Partei wagt es, dem moralischen Verfall Widerstand zu leisten. In einer ARD-Dokumentation bezeichnete ein PBC-Anhänger kürzlich Homosexualität als Behinderung. Auch in ihrem Spot positionieren sich die frommen Politiker eindeutig: „... und so haben Mann mit Mann Schande getrieben ...“, wird am Bildrand eingeblendet. Dazu muss ein kleines Mädchen an der Hand von zwei Männern durch einen Park spazieren und traurig schauen. Armes Kind.

HAUPTTHEMA: Die angeblich verkommene Moral in der Gesellschaft.

HIGHLIGHT: Ganz klar die Frisur des Sprechers und Osnabrücker PBC-Kandidaten Ralf Gervelmeyer. Das Styling seines grau-blonden Deckhaars auf dem ansonsten kurzrasierten Kopf liegt irgendwo zwischen Vogelnest, Mönchstonsur und Hörnerpaar. Das Szenemagazin „Vice“ fragte: „Hat sich da der Teufel in die Partei Bibeltreuer Christen eingeschlichen?“ - Eine echte Modesünde.

- DIE PARTEI zeigt Pixel-Porno im ZDF

HANDLUNG: Ist noch schmaler als in einem durchschnittlichen Pornofilm. Die Spaßpartei des Komikers Martin Sonneborn setzt auf nackte Tatsachen. In ihrem Spot hat ein Pärchen rund anderthalb Minuten lang Sex im Stehen. Der Akt ist allerdings so stark verpixelt, dass nur aufgeklärte Zuschauer erahnen können, was auf der Mattscheibe vor sich geht. Lustvolles Stöhnen und sanfte Fahrstuhlmusik. Dazu raunt eine Stimme aus dem Off immer wieder melodisch den Namen der Partei: „Dipa, dipa, dipa, dipa, dipa, dipa, dipa, die Partei, macht euch high.“ Auf ihrer Homepage freute sich die Partei über die Ausstrahlung des Spots: „... lief am Dienstag um 22.35 Uhr im ZDF, verblüffte dort einige Dutzend Rentner“.

HAUPTTHEMA: In dem Film geht es nach Aussage der Partei um Familienpolitik. Im Grundsatz wird hier wohl niemand widersprechen.

HIGHLIGHT: Nicht vorhanden. Trotz leidenschaftlichen Engagements beider Protagonisten kein Höhepunkt.

- DIE VIOLETTEN - Besseres Karma in der Politik

HANDLUNG: Der Spot der Violetten beginnt dramatisch: Unruhige Bilder von Menschenströmen, rasant geschnitten, mit einem schnellen Takt unterlegt. „Was bewegt unser Herz?“, fragt die Sprecherin mit zitternder Stimme. „Geld? Konsum?“ Die Partei „für spirituelle Politik“ antwortet mit Blumen und Yoga. Ein bunter Zusammenschnitt aus lachenden Kindern, lachenden Erwachsenen, Tieren und Pflanzen schafft Wohlfühlatmosphäre. Botschaft: Wir machen Politik fürs Gemüt.

HAUPTTHEMA: Weniger Konsum, mehr Gefühl.

HIGHLIGHT: Der Abschluss-Claim. Mit dem Aufruf „Gib auch du dein Signal in die Politik!“ wird an die übersinnlichen Fähigkeiten der Wähler appelliert. Wenn die Wähler jetzt auch noch ihr Kreuz an der richtigen Stelle machen, dürfte sich das Karma der Bundespolitik deutlich verbessern.

- Die BÜRGERRECHTSBEWEGUNG SOLIDARITÄT (BÜSO) will Leben retten

HANDLUNG: Die Büso-Vorsitzende Helga Zepp-LaRouche führt in alarmiertem Tonfall durch Horrorszenarien der Weltwirtschaft. Für die nächsten Wochen plane „die Finanzelite“ Schritte, die „den Tod von Millionen Menschen“ zur Folge hätten. Das könnte beängstigend klingen - wenn die Partei das nicht schon seit Jahren prophezeien würde.

HAUPTTHEMA: Das große Ganze.

HIGHLIGHT: Der eindringliche Appell der Parteigründerin für ein Trennbankensystem: „Ihr Sparguthaben und Ihr Leben hängt davon ab“, warnt Zepp-LaRouche. Jedenfalls kann ihr niemand vorwerfen, sie hätte uns nicht gewarnt.

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