Wahlen:Parlamentswahl in Indien angelaufen

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Neu Delhi (dpa) - Überwiegend friedlich hat am Montag in Indien die Parlamentswahl begonnen, die sich über fünf Wochen hinziehen wird.

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Neu Delhi (dpa) - Überwiegend friedlich hat am Montag in Indien die Parlamentswahl begonnen, die sich über fünf Wochen hinziehen wird.

Sicherheitskräfte bewachten alle Wahllokale, während die Menschen in fünf Wahlkreisen in den abgelegenen nordöstlichen Bundesstaaten Assam und Tripura abstimmten. Die Agentur IANS berichtet von langen Schlangen vor den Wahllokalen.

In der größten Demokratie der Welt gibt es diesmal fast 815 Millionen Wahlberechtigte - mehr als Europa Einwohner hat. Da die Wahlkommission und die Sicherheitskräfte dies nicht auf einmal schaffen, wird an neun Tagen gewählt. Ausgezählt werden alle Stimmen am 16. Mai.

In Indien gibt es zahlreiche Separatistengruppen und maoistische Aufständische, die die Wahl blockieren möchten. Während der ersten Etappe blieb es aber vergleichsweise ruhig.

Im Distrikt Aurangabad im Bundesstaat Bihar wurden allerdings zwei Polizisten getötet und neun weitere verletzt, als sie eine Bombe entschärfen wollten. Maoisten wollten vor der Wahl in dem Distrikt, die am 10. April ansteht, Panik verursachen, berichtete die Agentur IANS unter Berufung auf Polizeiquellen. Bei der Abstimmung vor fünf Jahren starben am ersten Wahltag landesweit 17 Menschen, fast 50 Menschen waren es während der gesamten Wahlperiode.

Die Zeichen stehen auf Wechsel auf dem Subkontinent, auf dem ein Sechstel der Weltbevölkerung lebt. Jüngste Umfragen sehen die größte Oppositionspartei, die hindu-nationalistische BJP, klar in Führung. Der derzeit regierenden Kongresspartei unter der Führung von Rahul Gandhi wird eine deutliche Niederlage vorausgesagt.

Die Regierung wird für die Wirtschaftsflaute, die überall im Land präsente Korruption und die hohe Inflation verantwortlich gemacht. Ganhi wies am Montag bei einer Kundgebung aber erneut darauf hin, dass die Kongresspartei im vergangenen Jahrzehnt auch 150 Millionen Menschen aus der Armut geführt habe.

BJP-Spitzenkandidat Narendra Modi erklärte, er werde für ein „starkes und vereintes Indien“ kämpfen. Vor allem junge Inder hoffen, dass er mehr Industrie ansiedelt, für eine effektivere Verwaltung sorgt und so dringend benötigte Arbeitsplätze schafft. Modi, der sich bereits als der nächste Premierminister darstellt, fasste seine Ziele in zwei Aussagen zusammen: gute Regierungsführung und wirtschaftliche Entwicklung.

Kurioserweise stellte die BJP (Bharatiya Janata Party, Indische Volkspartei) ihr Wahlprogramm erst am ersten Wahltag vor - wohl weil Flügelkämpfe innerhalb der Partei tobten. Pikant ist darin die Ankündigung, bei einem Sieg die Öffnung des Einzelhandels für internationale Supermarktketten wieder zurückzufahren. Darum hatte die rivalisierende Kongresspartei jahrelang gekämpft und zahlreiche Straßenproteste ausgelöst.

Außerdem möchte die BJP einen Hindu-Tempel an dem Ort in Ayodhya bauen, wo fanatische Hindus 1992 die Babri-Moschee zerstörten. In Folge brachen landesweite Unruhen aus, bei denen rund 2000 Menschen getötet wurden. Die Ankündigung der BJP ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker von Spitzenkandidat Modi, die ihn für einen Spalter der Gesellschaft halten. Sie fürchten, dass Indien bei seiner Wahl zu einer hinduistisch geprägten Nation wird oder sogar wieder Kämpfe zwischen den zahlreichen Religionen im Land ausbrechen könnten.

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