Wahlen in Thailand:Armee akzeptiert Sieg von Thaksin-Partei

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Vor fünf Jahren putschte das thailändische Militär Thaksin Shinawatra aus dem Amt. Nun dürfte dessen Schwester Yingluck die erste Frau an der Regierungsspitze des Landes werden: Die Armee erkennt das Ergebnis an. Doch zugleich gibt es Vorwürfe wegen Wahlbetrugs.

Bei den Wahlen in Thailand hat die oppositionelle Pheu-Thai-Partei (Phuea Thai, Partei für Thais) nach dem vorläufigen Ergebnis 265 der 500 Sitze im Parlament errungen. Das teilte die Wahlkommission nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen mit. Der geschlagene Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva kam mit seiner Partei nur auf 159 Sitze. Er kündigte seinen Rücktritt von der Parteispitze an.

Wahlsiegerin Yingluck Shinawatra wird wohl die erste Frau an der Spitze der thailändischen Regierung werden. Doch zuvor müssen noch Unregelmäßigkeiten beim Urnengang überprüft werden. (Foto: Getty Images)

Damit steht der Vereidigung von Wahlsiegerin Yingluck Shinawatra als erster Frau an der thailändischen Regierungsspitze fast nichts mehr im Wege. Denn auch die Armee des Landes erkannte den Sieg an. Das sagte der scheidende Verteidigungsminister des südostasiatischen Landes, Prawit Wongsuwon, nach Gesprächen mit den Militärführern der Nachrichtenagentur AFP in Bangkok. "Das Volk hat sich eindeutig ausgesprochen, also kann die Armee nichts machen", sagte der General. "Wir akzeptieren das Ergebnis."

Das Militär des Landes hatte den ehemaligen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, den Bruder der jetzigen Spitzenkandidatin von Pheu Thai, 2006 aus dem Amt geputscht. Thaksin lenkt die Geschicke der Partei aus dem Exil. In seinem Heimatland polarisiert er stark: Während er sich vor allem bei den ärmeren Schichten großer Beliebtheit erfreut, gilt er als "Hassfigur" der Bangkoker Elite und des Militärs.

Bevor das Ergebnis der Wahl endgültig feststeht, muss die Wahlkommission allerdings noch mehr als 1900 Beschwerden wegen Wahlbetrugs prüfen. Jede Anzeige werde in den kommenden zwei Wochen geprüft, sagte Kommissionsmitglied Somchai Jungprasert der Bangkok Post.

Die meisten Beschwerden kamen aus dem Norden und Nordosten des Landes - Bastionen der Siegerpartei Pheu Thai. Kandidaten, die etwa Stimmen gekauft haben, können ihr Mandat verlieren. Parteien können aufgelöst werden. So geschah es mit 2008 der Vorgänger-Partei von Pheu Thai, der PPP, die damals die Regierungsverantwortung hatte.

Wahlsiegerin Yingluck begann schon am Sonntag mit den ersten Koalitionsverhandlungen. Obwohl ihre Partei die absolute Mehrheit errang, will sie zwei oder mehr kleinere Parteien ins Boot holen. Yinglucks Bruder Thaksin hofft auf eine Amnestie, die ihm die Rückkehr nach Thailand ohne Festnahme erlaubt. Er war in Abwesenheit zu zwei Jahren Haft wegen Amtsmissbrauchs verurteilt worden.

© AFP/dapd/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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