Wahlen in Osttimor:Friedensnobelpreisträger Ramos-Horta erleidet Niederlage

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Es ist ein Test für die Stabilität des jungen Landes: Zum zweiten Mal seit der Unabhängigkeit wählt Osttimor einen Präsidenten. Amtsinhaber und Friedensnobelpreisträger Ramos-Horta, der 2008 bei einem Anschlag schwer verletzt wurde, ist nach der vorläufigen Auszählung in der ersten Runde ausgeschieden.

Bei der Präsidentenwahl in Osttimor ist Amtsinhaber José Ramos-Horta nach Auszählung des Großteils der Stimmen in der ersten Runde ausgeschieden. Der Friedensnobelpreisträger sei bei der Wahl am Samstag mit nur 18 Prozent der Stimmen auf dem dritten Platz gelandet, sagte ein Mitglied der Wahlkommission. Demnach ziehen der Oppositionsführer Francisco "Lu Olo" Guterres und der frühere Armeechef, Taur Matan Ruak, in die Stichwahl Mitte April.

Frauen in Osttimor warten auf die Ergebnisse der Präsidentenwahl. (Foto: Getty Images)

Nach Auszählung von 73,5 Prozent der Stimmen kam Guterres den Angaben zufolge mit 28,4 Prozent auf den ersten Platz. Taur Matan Ruak, der von der regierenden Mitte-Links-Partei CNRT von Ministerpräsident Xanana Gusmão unterstützt wurde, erhielt demnach 25,1 Prozent der Stimmen.

Ramos-Horta hatte 2007 die Wahl in der zweiten Runde gegen Guterres mit 69 Prozent der Stimmen gewonnen, doch wurde er damals von der CNRT unterstützt. Das Präsidentenamt hat in dem kleinen Inselstaat vor allem repräsentative Aufgaben. Die Abstimmung verlief friedlich.

Zehn Jahre nach der Unabhängigkeit der früheren portugiesischen Kolonie galt die Wahl als wichtiger Test für die Demokratie des jungen Landes. Zudem ist sie ein Stimmungstest für die Parlamentswahl im Juni. Etwa 600.000 Bürger waren stimmberechtigt.

Friedensnobelpreisträger Ramos-Horta hatte seinen rund 1,1 Millionen Landsleuten versprochen, Osttimor in die Südostasiatische Staatengemeinschaft Asean zu bringen. Der 62-Jährige hatte eingeräumt, keine große Motivation für eine zweite Bewerbung gehabt zu haben. Dies habe sich aber geändert, nachdem ihn 120.000 Anhänger in einer Unterschriftenaktion zu einer Kandidatur aufgefordert hätten. "Dieses Vertrauen muss ich zurückgeben."

2008 war Ramos-Horta bei einem Attentat schwer verletzt worden. Zwei Jahre zuvor hatte es schwere Unruhen gegeben. Auslöser war der Frust entlassener Soldaten, der in gewalttätigen Protesten gegen die desolate Wirtschaftslage gipfelte. Ölfunde haben die Situation inzwischen entspannt.

Osttimor war bis 1975 rund 400 Jahre lang portugiesisch. Nach dem Rückzug der Kolonialmacht rief die Befreiungsbewegung Fretilin die Unabhängigkeit aus, woraufhin Indonesien das Land besetzte und annektierte. Nach einem blutigem Befreiungskampf mit etwa 200.000 Toten wurde Osttimor schließlich 2002 endgültig unabhängig.

© dpa/AFP/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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