Wahlen:Clinton oder Trump? Was die Welt erwartet

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Berlin (dpa) - Die ganze Welt schaut in den kommenden Tagen auf die Präsidentenwahl in den USA. Nach einem überaus harten Wahlkampf fällt am Dienstag die Entscheidung, wer nach acht Jahren Barack Obama im Weißen Haus künftig das Sagen hat.

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Berlin (dpa) - Die ganze Welt schaut in den kommenden Tagen auf die Präsidentenwahl in den USA. Nach einem überaus harten Wahlkampf fällt am Dienstag die Entscheidung, wer nach acht Jahren Barack Obama im Weißen Haus künftig das Sagen hat.

Die Demokratin Hillary Clinton - als erste Frau überhaupt - oder der Republikaner Donald Trump. Im Folgenden ein Überblick über die Erwartungen in acht wichtigen Ländern:

DEUTSCHLAND:

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich öffentlich nie auf Clinton oder Trump festgelegt. Trotzdem ist klar, dass sie der ehemaligen First Lady und Außenministerin den Vorzug gäbe. Damit befindet sie sich in großem Einklang mit der deutschen Bevölkerung. Die Bundesregierung hofft, dass es nach dem 8. November beim engen Verhältnis zum wichtigsten Partner bleibt. Zugleich gibt es die Vermutung, dass die Ansprüche aus Washington an das aktuell wohl mächtigste Land in Europa steigen.

GROSSBRITANNIEN:

In London gibt man sich britisch-zurückhaltend. Doch auch dort scheint man Clinton zu bevorzugen. Die britische Regierung hofft nach dem Brexit-Referendum auf rasche Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit den USA. Obama hatte dazu gesagt, Großbritannien stehe „am Ende der Warteschlange“. Ob Clinton oder Trump kooperativer wären, daran gibt es Zweifel. Zudem hatte sich Trump mit Aussagen über eine angebliche muslimische „Radikalisierung“ in Teilen der britischen Hauptstadt unbeliebt gemacht. Die heutige Premierministerin Theresa May nannte dies „Unsinn“.

UNGARN:

Der rechtsnationale Ministerpräsident Viktor Orban ist der einzige Regierungschef eines EU-Landes, der seine Vorliebe für Trump erklärt hat. „Seine Außenpolitik ist gut für Europa und bedeutet Leben für Ungarn.“ Ähnlich wie Orban hetzt auch Trump gegen Flüchtlinge und lehnt den sogenannten „Demokratie-Export“ - das Einmahnen von demokratischen Standards - ab. Orban teilt mit Trump auch dessen prorussische Neigungen. Das unterscheidet ihn von anderen Potentaten in der osteuropäischen Region: Die finden zwar auch Trumps Flüchtlings- und Demokratie-Feindlichkeit gut, sehen aber in seinen Avancen gegenüber Moskau eine Bedrohung für sich selbst.

ISRAEL:

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich in der Vergangenheit immer wieder in die US-Innenpolitik eingemischt. Dieses Mal hielt er sich im Wahlkampf jedoch auffällig zurück und stellte sich weder an die Seite von Trump noch von Clinton. Wohl eine Lehre von früher: 2012 hatte er auf den Verlierer gesetzt, den Republikaner Mitt Romney. Manche Analysten meinen, dass Netanjahu ein Sieg Trumps lieber wäre. Anders als die ehemalige Außenministerin Clinton hat der Immobilien-Mann wenig Nahost-Erfahrung und wird sich vermutlich mit neuen Vermittlungsinitiativen eher zurückhalten.

SYRIEN:

Der Machthaber des Bürgerkriegslandes, Baschar al-Assad, meinte kürzlich in einem Interview: „Die ganze Welt diskutiert darüber, ob Clinton oder Trump besser sind. In Syrien ist die Diskussion, wer schlimmer ist - nicht wer besser. Keiner von beiden wird für uns gut sein.“ Der Unterschied zwischen Clinton oder Trump sei minimal, meinte der syrische Präsident. „Wir haben da keine Hoffnungen. Wir verschwenden damit nicht unsere Zeit.“

IRAN:

Für Präsident Hassan Ruhani ist die US-Wahl eine Entscheidung zwischen „schlecht und schlechter“. Clinton ist schlecht, weil sie im Vergleich zu Obama als Iran-kritischer gilt. Trump ist schlechter, weil er mit dem Iran gar nichts zu tun haben möchte. Dennoch gilt Clinton als die bessere Option. Es waren ihre Demokraten, die nach mehr als 30 Jahren wieder direkten Kontakt aufnahmen, das Atomabkommen ermöglichten und Irans Rolle im Syrien-Konflikt anerkannten. Über einen Trump-Erfolg würden sich die Hardliner freuen. Für sie sind die USA nach wie vor der „Große Satan“, schuld an allen globalen Krisen.

MEXIKO:

In Mexiko gilt ein möglicher Trump-Sieg als Super-GAU. Im Wahlkampf hatte er die Nachbarn im Süden als Drogenhändler und Vergewaltiger verunglimpft. Teil seines Wahlprogramms ist auch, an der Grenze eine Mauer hochzuziehen. Dabei sind die Vereinigten Staaten für Mexiko der wichtigste Handelspartner, 34,6 Millionen Menschen mit mexikanischen Wurzeln leben in den USA. Staatschef Enrique Peña Nieto kündigte bereits an, unabhängig vom Wahlausgang mit der nächsten US-Regierung konstruktiv zusammenzuarbeiten. Südlich des Rio Grande drücken aber alle Hillary Clinton die Daumen.

SÜDKOREA:

Südkorea schaut mit Bangen auf die Wahl - das bilaterale Bündnis ist ein Grundpfeiler der Sicherheitspolitik des Landes. Bei einem Sieg Trumps müsste sich Seoul auf schwierige Verhandlungen einstellen, wer künftig für die im Land stationierten US-Truppen zahlt. In Südkorea sind derzeit 28 500 amerikanische Soldaten als Abschreckung gegen Nordkorea stationiert, das trotz internationaler Sanktionen am Ausbau eines Raketen- und Atomprogramms arbeitet. Trump deutete einen möglichen Abzug an. Zudem kritisierte er das Freihandelsabkommen zwischen den USA und Südkorea mehrfach als „Job-Killer“.

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