Wahl in den USA:Trump formiert Regierung

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Schwiegersohn Jared Kushner und New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani haben Chancen auf Führungspositionen. Obama empfängt Trump im Weißen Haus.

Von Sebastian Schoepp, München

Nach seinem Wahlsieg hat der künftige amerikanische Präsident Donald Trump begonnen, seine Regierung zu formieren. Die Kandidaten für Führungsposten in Behörden und Ministerien stehen für eine erzkonservative Linie, es sind altgediente Republikaner vom rechten Flügel dabei wie New Yorks früherer Bürgermeister Rudy Giuliani und der einstige Sprecher des Abgeordnetenhauses, Newt Gingrich. Am Donnerstagabend empfing Barack Obama seinen Nachfolger im Weißen Haus. Beide sprachen gut 90 Minuten miteinander und versicherten sich ihres gegenseitigen Respekts.

Über Führungsposten in einer neuen Regierung berät ein enger Zirkel um Trump schon seit Monaten. Ihm gehören der republikanische Parteichef Reince Priebus, der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, Trumps Schwiegersohn Jared Kushner an. Allen wird zugetraut, in Trumps Regierung eine Rolle zu spielen, allerdings stehen einige von Christies Mitarbeitern wegen Machtmissbrauchs vor Gericht.

Obwohl Trump versprochen hatte, gegen das Establishment anzugehen, plant er offenbar, mit Kandidaten wie Gingrich oder dem früheren UN-Botschafter John Bolton zusammenzuarbeiten, die seit Jahrzehnten der republikanischen Elite in Washington angehören. Einer von beiden könnte Außenminister werden, was besonders für Kuba problematisch werden könnte. Gingrich hatte im Präsidentschaftswahlkampf 2012 eine Invasion der Insel versprochen. Bolton gehört zu den härtesten Kritikern der UN. Giuliani könnte sich auf den Posten des Justizministers Hoffnung machen. In Sicherheitsfragen schätzt Trump den Rat von Michael Flynn, Ex-Chef des Militärgeheimdienstes DIA. In der Finanzpolitik scheint Trump auf Kräfte aus der Banker-Szene zu setzen. Steven Mnuchin, früher bei Goldman Sachs, könnte Finanzminister werden. Auch beim Chef des Finanzkonzerns JPMorgan Chase, Jamie Dimon, habe Trump für dieses Amt vorgefühlt, berichtet ein Insider. Als einzige Frau, die sich Hoffnung auf ein Amt machen kann, wurde zunächst nur Trumps Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway genannt.

Noch am Donnerstag trafen Trump und Obama erste Absprachen über die Amtsübergabe. Obama lobte das erste Gespräch mit seinem Nachfolger und versicherte, ihn zu unterstützen. Wenn Trump Erfolg habe, werde auch Amerika erfolgreich sein. Trump sagte, das Treffen sei ihm eine große Ehre gewesen. Er freue sich auf die Zusammenarbeit und wolle sich von Obama in der Übergangszeit beraten lassen.

Trump kündigte zudem an, sich möglichst bald mit der britischen Premierministerin Theresa May zu treffen. In einem Telefonat betonten beide die "sehr besondere" Beziehung zwischen ihren beiden Ländern, wie Downing Street mitteilte. Die Wut vieler US-Bürger über die Wahl von Trump entlud sich in der Nacht zum Donnerstag in mehreren Städten. In Los Angeles, New York und Oakland wurden Feuer gelegt, in anderen Metropolen wurde der Verkehr zum Stillstand gebracht.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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