VW:Ruinöses "Weiter so"

Eine wichtige Personalie zeigt, was die Machthaber bei Volkswagen von Dieselskandal und Aufarbeitung halten: gar nichts.

Von Marc Beise

Dass eine Führungskraft ihr Amt wegen "unterschiedlicher Auffassungen über Verantwortlichkeiten und Arbeitsstrukturen" aufgibt, kommt vor. Dass dies ein Jahr nach Amtsantritt geschieht, ist selten. Gänzlich außergewöhnlich ist der Vorgang, wenn die Betroffene Christine Hohmann-Dennhardt heißt und das Unternehmen VW.

Die Reputation der früheren Verfassungsrichterin ist tadellos. Als für gute Unternehmensführung zuständige Vorständin hatte sie dem Daimler-Konzern nach einer Schmiergeldaffäre wieder Halt gegeben. Auch beim durch den Dieselbetrug gebeutelten VW-Konzern sollte und wollte sie eine Kultur der Rechtschaffenheit und der Integrität etablieren. Damit stand sie noch am Anfang, doch die Machthaber in Wolfsburg waren nach dem Ende der ersten großen Verfahren in den USA, das viele Milliarden Dollar gekostet hat, der Meinung, man habe nun genug gebüßt. Die Machthaber, das sind die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch und deren Vollstrecker im Management, aber auch - und nicht zuletzt - der mächtige Betriebsrat. Ihr "Weiter so" kann den Konzern ruinieren.

Wenn der Vorstandsvorsitzende Müller Marke und Mitarbeitern einen Dienst erweisen will, dann folgt er seiner Vorständin und wirft ebenfalls hin. Wer jetzt kein Zeichen setzt, macht sich mitschuldig am fortschreitenden Niedergang eines einst angesehenen Konzerns.

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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