VW:Aus Not

Vielleicht schafft die Affäre, was kein Kritiker schaffte: den Umbau.

Von Thomas Fromm

Krisen und Skandale rütteln Konzerne meistens kräftig durch und verändern sie für immer. Auch VW dürfte nach dem Skandal um manipulierte Abgasmessungen bei Dieselautos ein anderes Unternehmen werden. Möglich, dass VW kleiner wird. Möglich, dass VW ärmer wird. Vor allem aber, und das ist die gute Nachricht: VW könnte nach der Affäre ein sauberer Konzern sein; die Affäre könnte etwas schaffen, was viele externe und interne Kritiker des Unternehmens in den vergangenen Jahren nicht hinbekommen haben: den Umbau von VW hin zu einer nachhaltigeren und saubereren Firma. Der Wandel geschieht aus Not - weil man sparen muss.

Jahrelang hat VW Milliarden für Dinge ausgegeben, die man nicht brauchte. Protzige Boliden, luxuriöse Limousinen, überflüssige Sonderausstattungen - und schmutzige Dieselmotoren, von denen man erst spät erfuhr, wie sie per Software manipuliert wurden. In diesem gigantischen Konzern ließ man vielen Ingenieuren ihre Lieblingsspielzeuge, selbst dann, wenn sie dem Konzern keinen Nutzen brachten. Jetzt, wo der Konzern jeden Euro umdreht, muss er sich auf die wichtigen Projekte konzentrieren: Elektroautos, moderne und saubere Antriebe, die Vernetzung seiner Fahrzeuge.

Wenn man nicht mehr viel Geld hat, muss man umso mehr darauf achten, wofür man es ausgibt. Man fahre wegen der Krise jetzt "auf Sicht", sagte VW-Chef Matthias Müller. Am Ende könnte eine Richtungsänderung stehen.

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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