Vorgezogene Regionalwahlen:Katalanen verdrießen ihren Regierungschef

Mit seinem Ziel einer Loslösung von Madrid hat sich der katalanische Regierungschef Mas weit vorgewagt - und verloren. Doch auch der spanische Ministerpräsident Rajoy kann sich nicht uneingeschränkt über das Votum freuen. Er sollte nun mit Mas neu verhandeln.

Thomas Urban, Madrid

Über die Ergebnisse der vorgezogenen Regionalwahlen können sich die beiden Hauptkonkurrenten der politischen Szene wenig freuen. Der katalanische Ministerpräsident Artur Mas verfehlte deutlich die angestrebte absolute Mehrheit für seinen Kurs der Loslösung von Madrid. Und der Chef der dortigen Zentralregierung, Mariano Rajoy, musste zur Kenntnis nehmen, dass seine Warnungen vor eben diesem Kurs von der Mehrheit der Katalanen ignoriert wurden.

Dennoch hat Rajoy weitaus weniger Grund zum Verdruss als Mas. Letzterer hat die staatliche Unabhängigkeit zu seinem wichtigsten Ziel erklärt, sich also weit vorgewagt - und im Endeffekt Stimmen verloren. Die von Rajoy geführte konservative Volkspartei war dagegen schon vorher in Barcelona in der Opposition, sie hat nun zwar nichts dazu gewonnen, aber auch nichts verloren.

Der Proeuropäer Mas muss sich überdies in Barcelona mit linksradikalen Nationalisten herumschlagen, die gegen die EU sind. Rajoy nützen diese politischen Kämpfe unter Katalanen: Sie stärken seine Position bei der Mehrheit seiner Landsleute.

Denn in den anderen Regionen Spaniens stellen sich laut Umfragen 97 Prozent gegen die Unabhängigkeit Kataloniens und begrüßen Rajoys harte Haltung. Doch sollte dieser nun die Stunde nutzen, gemeinsam mit Mas auszuloten, ob es mehr Trennendes oder Verbindendes zwischen Madrid und Barcelona gibt.

© SZ vom 26.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: