Volkswagen:Nicht ohne Schmerzen

Dem Konzern steht das Wasser bis zum Hals.

Von Thomas Fromm

Top-Manager neigen dazu, die Dinge oft schöner zu malen, als sie sind. Bei VW lässt sich zwei Wochen nach dem Bekanntwerden des Abgas-Skandals nichts mehr schönreden - dem Konzern steht das Wasser bis zum Hals. Wenn der neue VW-Chef Matthias Müller seinen Mitarbeitern also nun erklärt, dass es "nicht ohne Schmerzen gehen" wird, dann ist das für Manager-Verhältnisse eine sehr dramatische Aussage. Sie bedeutet: Jetzt, liebe Kollegen, geht es ans Eingemachte.

Ein Konzern, der jahrelang mit Milliarden um sich geworfen hatte, der neue Automarken dazukaufte wie andere Oberhemden, muss nun lernen zu sparen. Für viele Ingenieure bei VW wird dies eine ganz neue Erfahrung sein. Zu selbstsicher war man, und für zu unangreifbar hatte man sich lange Zeit gehalten. Vielen Ingenieuren, die hinter verschlossenen Türen jahrelang ihren Hobbys nachgingen, ließ man ihre Spielzeuge. Geld und Pfründe gab es in diesem Riesenkonzern mehr als genug.

Müllers Ansage markiert also auch einen großen Kulturwandel. Überall im Konzern werden nun die Ausgaben zusammengestrichen - auch, um einen größeren Jobabbau zu vermeiden. Der Zeitpunkt aber ist brisant, denn die Autobranche befindet sich mitten in einem historischen technologischen Wandel. Müller muss intelligent sparen, um VW nicht noch weiter in den Abgrund zu ziehen.

© SZ vom 07.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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