Volkswagen:Amnestie - aber ja doch!

Wie bringt man die Beteiligten zum Reden? Der Autokonzern macht es richtig und will alle, die auspacken, schonen.

Von Marc Beise

Wenn man eine Amnestie ankündigt, ist das immer zwiespältig. Jemand, der Schuld auf sich geladen hat, wird von der Strafe verschont, anders als der, den er ans Messer liefert. Gerecht ist das nicht, und auf den ersten Blick auch nicht gut für die Firmenkultur. Es belastet das Betriebsklima und schürt den Geist des Denunziantentums. Aber manchmal muss das sein, wenn man kompliziertes Unrecht aufklären will. So wie im Fall des VW-Konzerns, der gerade verzweifelt und unter Zeitdruck versucht, die jahrelangen Betrügereien um seine Dieselmotoren zu verstehen.

Bei der Frage nach dem genauen Tathergang und den Schuldigen stoßen die Ermittler auf eine Mauer aus Unwissen, Halbwissen, Korpsgeist und Redefaulheit. Ein ganzer Trupp von internen und externen Ermittlern kommt nicht so rasch voran, wie sich das Management und Öffentlichkeit wünschen - wie das vor allem die amerikanische Justiz erwartet, mit der nicht zu spaßen ist, nicht mal für einen Milliarden-Konzern. Eine allgemeine Amnestie anzubieten, wie dies nun bei VW erwogen wird, ist die schärfste Waffe, die die Ermittler zu bieten haben.

Bei Siemens und MAN, die bereits durch Fegefeuer von Korruptionsskandalen gegangen sind, hat sich das bewährt. Vor allem zeigt es: Die neue Führung meint es ernst mit der Selbstreinigung des Konzerns. Das ist dann endlich mal eine gute Nachricht aus dem VW-Reich.

© SZ vom 02.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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