Venezuela:Unerwünschte Hilfe

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In Venezuela landen zwei russische Militärmaschinen mit Hilfsgütern und Soldaten, sehr zum Missfallen der Opposition. Sofort machen wieder Spekulationen die Runde, die Regierung schaffe Gold außer Landes.

Von Sebastian Schoepp, München

Am Wochenende hat Venezuelas Übergangspräsident Juan Guaidó ein weiteres seiner vielen Interviews gegeben, in dem er betonte, die Regierung seines Widersachers Nicolás Maduro befinde sich in der "finalen Phase". Diese Phase dauert nun allerdings schon ziemlich lange, seit zwei Monaten beansprucht Guaidó das Präsidentenamt, und er hat dabei die Unterstützung der halben Welt, inklusive der USA und der meisten EU-Länder. Doch bewegt hat sich nur wenig in Venezuela.

Das mag daran liegen, dass Maduro ebenfalls eine Reihe Verbündeter hat, Kuba, China, Russland. Moskau schickte am Wochenende zwei Flugzeuge mit 35 Tonnen Hilfsgütern, wie offiziell mitgeteilt wurde, jedoch soll sich auch fast eine Hundertschaft Soldaten an Bord befunden haben. Das sei "nichts Mysteriöses", teilte die russische Botschaft in Caracas mit, nachdem die Opposition und Guaidó Kritik geübt hatten. Es gehe um die Abwicklung laufender "technisch-militärischer" Abkommen, von denen es in der Tat eine ganze Reihe zwischen Russland und Venezuela gibt.

Auf Twitter, Venezuelas wichtigestem Mitteilungsorgan, machen bei solchen Gelegenheiten immer wieder Mutmaßungen über eine Ausschaffung venezolanischen Goldes die Runde. Es gab Meldungen, die Regierung Maduro verkaufe Gold an Russland, an die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate und gar an die Klassenfeinde von der Citibank, um ihre Schulden zu begleichen. Russland hat Milliardenkredite in der venezolanischen Ölindustrie stecken, ebenso China. Mit den Einnahmen wird Maduro seinen Apparat noch eine Zeit schmieren können, US-Sanktionen hin oder her. Diese geben Guaidó Zugriff auf die venezolanischen Ölvermarktungs-Instrumente in den USA. Guaidó kündigte im Interview mit Reuters an, er wolle Teile der Verstaatlichungen aus der Ära Chávez zurücknehmen und lade Ölkonzerne ein, eine Rückkehr nach Venezuela zu prüfen. Eine Nachricht, die die Nutznießer des bisherigen Systems nicht gerne hören werden.

Der Machtkampf in Caracas erreicht inzwischen auch die Fußball-Nationalmannschaft

Für Venezolaner im Ausland, und das sind mehrere Millionen, hat die Hängepartie lästige Auswirkungen. Guaidó hat begonnen, diplomatische Vertreter zu benennen, die mit denen Maduros konkurrieren. Am Wochenende führte das zu Verwicklungen in Spanien, wohin die venezolanische Fußball-Nationalmannschaft gereist war, um gegen Argentinien zu spielen. Der historische Sieg gegen das Messi-Team wurde getrübt durch den Streit über den Auftritt des von Guaidó ernannten diplomatischen Vertreters. Beide Lager versuchten anschließend, aus einem gemeinsamen Auftritt des Teams mit Antonio Ecarri Kapital zu schlagen, was Trainer Rafael Dudamel dazu brachte, mit Rücktritt zu drohen. Man habe auch schon diplomatische Vertreter Maduros getroffen, was einer Nationalmannschaft angemessen sei, die ja schließlich das ganze venezolanische Volk vertrete, sagte er.

Deutschland hat sich da schon klarer positioniert. Das Auswärtige Amt hat Gespräche mit dem von Guaidó für Deutschland ernannten Vertreter, einem deutschstämmigen Venezolaner namens Otto Gebauer Morales geführt. Gebauer war 2002 beteiligt am Putsch gegen Präsident Hugo Chávez und saß deshalb im Gefängnis. Thema des Gesprächs waren die Lage in Venezuela, die schwierige humanitäre Situation und mögliche Schritte zu freien und fairen Wahlen. Mit dem venezolanischen Botschafter in Berlin fänden zurzeit keine politischen Gespräche statt, heißt es aus dem Außenamt.

© SZ vom 26.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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