Vatikan:Der Papst lebt richtig in der Welt...

Franziskus und die Raucher.

Von Hermann Unterstöger

Der Papst, heißt es in einem alten Studentenlied, "lebt herrlich in der Welt, / es fehlt ihm nicht an Ablassgeld ...". Das hört sich nach Insiderwissen an, ist aber trotzdem eher kümmerlich. Im Vatikan gibt es nämlich viel, was außerhalb von dessen Mauern nur wenige wissen: dass der Papst kein Gehalt bekommt, dass der dortige Supermarkt auch Epiliergeräte verkauft oder dass der Vatikan einmal ein Schiff besaß, das auf die Unbefleckte Empfängnis getauft war: "Immacolata Concezione."

Gesetzt den Fall, der Papst hätte kein Gehalt, aber jede Menge Ablassgeld: Was könnte er damit anfangen? Er könnte sich beispielsweise Zigaretten kaufen. Im Vatikan sind Zigaretten steuerfrei erhältlich, den Kardinälen steht angeblich ein Kontingent von monatlich je 500 Päckchen zu. Der Spiegel hat einmal ausgerechnet, dass so ein Würdenträger mehr als 300 Stück am Tag rauchen müsste, was nicht nur extrem ungesund wäre, sondern von Leuten ohne hinreichende Papstwahl-Erfahrung auch als Rauchzeichen aus dem Konklave missdeutet werden könnte.

Nun hat Papst Franziskus Anweisung gegeben, den supergünstigen Zigarettenhandel einzustellen, weil kein Profit legitim sei, wenn er das Leben der Menschen bedrohe. Ob und wie die Kurie darauf reagiert, bleibt abzuwarten. Das obige Lied aber kann schon behutsam angepasst werden: "Der Papst lebt richtig in der Welt, / er pfeift aufs Zigarettengeld."

© SZ vom 10.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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