USA:Warnung

Die Spionagechefs zeigen auf Putin, meinen aber nicht nur ihn.

Von Stefan Kornelius

In der rasant wachsenden Welt der Cyber-Bedrohung herrschte unter Experten lange Zeit der stille Konsens, man möge über die Attacken besser schweigen. Erstens war (und ist) es schwer, den genauen Urheber eines Angriffs zu identifizieren. Und zweitens ermöglichte man dem Gegner mit dem schrillen Alarmruf Einblicke in die eigenen Abwehrfähigkeiten.

Dieses Katz-und-Maus-Spiel kommt glücklicherweise zu einem Ende. Immer häufiger gehen betroffene Staaten dazu über, dass sie laut und deutlich Urheber eines Cyber-Angriffs benennen und so einen Schandpfahl aufstellen. Die Bundesregierung glaubt, dass sie mit dieser Taktik die mutmaßlich russischen Hacker des Bundestags-Netzwerkes davon abgehalten hat, ihre Datenbeute im deutschen Wahlkampf destabilisierend einzusetzen.

Nun stellt sich die versammelte Spitze des US-Sicherheitsapparats im Weißen Haus vor die Kameras und beschuldigt Russland, unverfroren in den nächsten Wahlkampf einzugreifen. Das ist dreifach bemerkenswert: Erstens sollte man meinen, dass Moskau nach der jüngsten Erfahrung vorsichtiger geworden ist. Zweitens sollten die USA die Kapazitäten haben, die Wahl zu schützen. Und drittens sitzt der eigentliche Adressat der Warnung wenige Schritte von den Spionagechefs im Oval Office. Ihre Botschaft ist also auch eine Botschaft an den Präsidenten: Spiel nicht gegen die Sicherheitsbehörden und mit deinem neuen Freund Wladimir Putin; es wird dir nicht guttun.

© SZ vom 04.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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