USA:Voll reingetappt

Der Präsident verweigert den Handschlag; die Parlamentschefin zerreißt sein Redemanuskript. Das Problem der Demokraten ist: Sie können Trump nicht mit dessen eigenen Waffen schlagen. Sich auf sein Niveau hinabzubegeben, ist eine Falle.

Von Hubert Wetzel

Der Präsident weigert sich, der Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses die Hand zu geben. Die Vorsitzende zerfetzt daraufhin das Redemanuskript des Präsidenten. Und ein Land schaut mit einer Mischung aus Grusel, Ekel und Fassungslosigkeit auf seine beiden führenden Politiker, die sich beleidigt anzicken. Die USA im Jahr 2020.

Nancy Pelosi und Donald Trump müssen sich nicht mögen. Sie dürfen einander verachten. Natürlich war es absurd, wie der Präsident aus der Rede zur Lage der Nation eine Reality-TV-Wahlkampfshow gemacht hat. Aber was hatte Pelosi denn erwartet? So ist Donald Trump. Wenn er am Vorabend seines Freispruchs im Impeachment-Prozess die Gelegenheit bekommt, vor aller Welt triumphal auf den Putz zu hauen, dann tut er es.

Das Problem der Demokraten ist: Sie können den Präsidenten nicht mit dessen Waffen schlagen. Wer versucht, theatralischer, bombastischer oder emotionaler als Trump zu sein, verliert. Protz und Lügen sind Trumps Metier, ihm auf sein Niveau hinabzufolgen, ist eine Falle. Es gibt nur eine Möglichkeit, Trump loszuwerden: ihn bei der Wahl im November zu besiegen. Und das schaffen die Demokraten nur, wenn sie sich verhalten wie Erwachsene und über Dinge reden, die für die Wähler wichtig sind. Ein Tipp: Die Ukraine gehört nicht dazu.

© SZ vom 06.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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