USA:Unerschütterliche Verteidigerin

Lesezeit: 2 min

Präsident Trump nominiert die bisherige Außenamtssprecherin Heather Nauert als UN-Botschafterin. An das politische Gewicht ihrer Vorgängerin Haley wird sie allerdings nicht heranreichen.

Von Hubert Wetzel, Washington

Gilt Trump gegenüber als loyal: Heather Nauert. (Foto: Mandel Ngan/AFP)

Die derzeitige Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert, soll neue Botschafterin bei den UN in New York werden. Das sagte Präsident Donald Trump am Freitag. Bevor Nauert ihr neues Amt antreten kann, muss sie vom US-Senat bestätigt werden.

Der Botschafterposten bei den UN ist freigeworden, weil die bisherige Inhaberin Nikki Haley das Amt zum Jahresende aufgibt. In Washington wird darüber spekuliert, dass die Neubesetzung mit Nauert mit einer deutlichen Abwertung des Postens in der Regierungshierarchie einhergehen wird. Bisher waren die UN-Botschafter zugleich Kabinettsmitglieder. Sie waren als Diplomaten zwar dem US-Außenminister unterstellt, hatten aber auch einen direkten Zugang zum Präsidenten. Ob auch Nauert den Status eines Kabinettsmitglieds haben wird, war am Freitag noch nicht bekannt.

Sicher ist allerdings, dass Nauerts politisches und diplomatisches Gewicht nicht annäherend dem ihrer Vorgängerin sowie früherer amerikanischer UN-Botschafter entspricht. Die 48 Jahre alte Nauert hat vor ihrer Zeit in der Regierung als Fernsehjournalistin gearbeitet, unter anderem für ABC und Fox News. Bei Fox war sie zuletzt eine der Moderatorinnen der morgendlichen Sendung "Fox & Friends" - eine von Präsident Trumps Lieblingssendungen. Im April 2017 wechselte sie in den Regierungsdienst und wurde Sprecherin des damaligen Außenministers Rex Tillerson.

Nauerts Verhältnis zu Tillerson galt als schlecht. Der Minister vertraute nur einer Handvoll enger Mitarbeiter, zu denen Nauert nicht gehörte. Angeblich war Tillerson, den Trump am Freitag als "strohdumm" und "stinkfaul" bezeichnete, der Ansicht, dass Nauert eine Verbündete des Weißen Hauses sei.

Dieser einstige Makel ist inzwischen freilich zu einem Vorteil geworden. Tillersons Nachfolger Mike Pompeo ist, zumindest in der Öffentlichkeit, ein treuer Gefolgsmann Trumps, der dessen "America-first"-Politik umsetzt. Und obwohl ausländische Besucher immer wieder überrascht sind, wie harsch viele US-Diplomaten Trump unter vier Augen kritisieren - Nauert hat sich den Ruf einer unerschütterlichen Verteidigerin ihres umstrittenen Präsidenten erarbeitet.

Trumps Politik zu erklären, vor allem aber zu verteidigen, wird vermutlich auch Nauerts wichtigster Job in New York sein. Das ist aus Trumps Sicht die Hauptaufgabe seiner Botschafter und ein Grund, warum er zum Beispiel den amerikanischen Vertreter in Berlin, Richard Grenell, so schätzt. Grenell, der angeblich für den Posten in New York im Gespräch war, hat oft Fernsehauftritte oder schreibt Tweets, in denen er Trump lobt.

Nauerts Arbeitsplatzbeschreibung würde sich in diesem Fall allerdings von der Haleys unterscheiden. Die bisherige UN-Botschafterin besaß durchaus politischen Ehrgeiz und hat das Weiße Haus und die Welt zuweilen mit eigenen diplomatischen Vorstößen überrascht. So befürwortete Haley zum Beispiel gegenüber Russland eine härtere Linie als der Präsident.

Zwar hatte auch Haley vor ihrem Amtsantritt in New York keine diplomatische oder außenpolitische Erfahrung. Doch im Gegensatz zu Nauert hatte sie als ehemalige Gouverneurin des Bundesstaats South Carolina politisches Gewicht und gute Verbindungen in der Republikanischen Partei. Das gab Haley eine gewisse Unabhängigkeit von Trump.

Diese Unabhängigkeit besitzt Nauert nicht. Zudem wird sie es bei ihrer täglichen diplomatischen Arbeit in New York mit zwei äußerst machtbewussten und zuweilen nicht zimperlichen Männern in Washington zu tun haben: Außenminister Mike Pompeo und Trumps Sicherheitsberater John Bolton gehören nicht zu denen, sie sich von einer Novizin Konkurrenz machen lassen.

© SZ vom 08.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: