USA:Trumps neue Kriegerin

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US-Präsident Donald Trump hat Stephanie Grisham ihren Job als Sprecherin der First Lady Melanie Trump nicht immer leicht gemacht – nun wird sie auch seine Pressesprecherin. (Foto: Carlos Barria/Reuters)

Der US-Präsident hat in Stephanie Grisham eine neue Sprecherin. Sie wird sich nicht lange an das Weiße Haus gewöhnen müssen, weil sie schon als Sprecherin für die First Lady Melania Trump tätig ist. Journalisten verbinden mit Grisham eine Hoffnung.

Von Thorsten Denkler, New York

Um an ihren zweiten Arbeitsplatz zu kommen, muss Stephanie Grisham keinen großen Umweg machen. Statt im Ostflügel des Weißens Haus wird sie von Juli an häufiger im Westflügel sitzen. Und dort die Doppelrolle als Kommunikationschefin und Sprecherin des Weißen Hauses einnehmen. Der Posten des Kommunikationschefs ist seit März vakant, als Bill Shine seinen Rücktritt bekannt gab. Die derzeitige Sprecherin Sarah Huckabee Sanders geht Ende des Monats. Grisham übernimmt ihre Stelle - ohne allerdings ihren bisherigen Job als Sprecherin von First Lady Melania Trump aufzugeben.

In den ersten Monaten der Trump-Präsidentschaft war Grisham unter Sean Spicer stellvertretende Sprecherin des Weißen Hauses. Dessen erste Amtshandlung: Auf einer Sonderpressekonferenz am 21. Januar 2017 erklärte er, die Menge der Zuschauer zu Trumps Amtseinführung am Tag zuvor zum "größten Publikum, dass je eine Amtseinführung mitverfolgt hat. Punkt". Das setzte direkt den Ton, mit dem die Trump-Regierung künftig der Presse gegenüberzutreten gedachte.

Dass es zu Spicer noch eine Steigerung geben kann, beweist seit Sommer 2017 dessen Nachfolgerin Sarah Huckabee Sanders. Gegenüber dem Team von Sonderermittler Robert Mueller musste sie gar einräumen, die Presse belogen zu haben. Im Mai 2017 hatte sie behauptet, "unzählige" FBI-Mitarbeiter hätten ihr gesagt, wie froh sie seien, dass Trump den damaligen FBI-Chef James Comey gefeuert habe. Trump hat Sanders als seine "Kriegerin" bezeichnet. Eine Kriegerin allerdings, die zunehmend die Konfrontation mit der Presse mied. Die einst täglichen, live übertragenen Pressekonferenzen bekamen unter Sanders Seltenheitswert. Zuletzt vergingen Monate zwischen den Pressebriefings.

Das Weiße Haus ist unter Trump eine ziemliche Herausforderung für Pressesprecher. Trump bestimmt per Tweet, worüber die Welt sprechen soll. Die schiere Menge der Unwahrheiten und falschen Aussagen von Trump übertrifft alles Dagewesene. Grisham aber kennt sich mit solchen Chefs aus. Ihr Handwerk hat sie vor allem im US-Bundesstaat Arizona gelernt. Sie hat dort skandalgeschüttelten republikanischen Politikern gedient. Ihre Erfolgsmethode: Angriff ist die beste Verteidigung.

2015 stieg Grisham als unbezahlte ehrenamtliche Kraft in Trumps Präsidentschaftskampagne ein. Ihr damaliger Chef, der ehemalige republikanische Mehrheitsführer David Gowan, hat sie allerdings rund um den Wahltag 2016 mindestens acht Wochen lang ohne erkennbare Gegenleistung weiterbezahlt. Der Job öffnete ihr die Tür ins Weiße Haus. Grisham genießt seitdem das Vertrauen des Präsidenten. Es wird nun erwartet, dass Grisham in der Presseabteilung des Weißen Hauses einiges ändern wird. Manche hoffen, dass mit ihr die täglichen Pressekonferenzen zurückkehren. Vielleicht wird auch der Ton etwas weniger feindselig als unter Sanders und Spicer.

© SZ vom 27.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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