USA:Trump plant vollständigen Abzug aus Syrien

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Amerikanische Truppen, die lokale Kräfte im Kampf gegen den IS unterstützen, sollen "sofort" heimgeholt werden.

Von Hubert Wetzel, Washington

Die USA ziehen ihre in Syrien stationierten Soldaten vollständig ab. Wie amerikanische Medien am Mittwoch berichteten, habe Präsident Donald Trump das am Dienstag angeordnet. "Wir haben begonnen, Truppen in die Vereinigten Staaten heimzuholen, und gehen in die nächste Phase des Feldzugs über", teilte das Weiße Haus mit. Den Berichten zufolge soll das gesamte Kontingent, das mehr als 2000 Mann umfasst, "sofort" und möglichst schnell abgezogen werden.

Die US-Truppen waren in Syrien, um dort gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) zu kämpfen, die weite Gebiete in Syrien und im benachbarten Irak besetzt hatte. Die amerikanischen Soldaten berieten und trainierten dazu lokale Militäreinheiten, darunter kurdische Gruppen. Mit der Regierungsarmee von Diktator Baschar al-Assad arbeiteten sie nicht zusammen. Seitdem das sogenannte Kalifat des IS weitgehend zerschlagen ist, dringt Trump allerdings darauf, die GIs nach Hause zu holen. Er hält den weiteren Einsatz der Soldaten für überflüssig und zu teuer. "Wir haben den IS in Syrien besiegt", twitterte Trump am Mittwoch. "Für mich war das der einzige Grund, während der Trump-Präsidentschaft dort zu sein."

Trump hatte schon im April seinen Sicherheitsberatern klargemacht, dass er die Soldaten abziehen will. Damals ließ er sich von den Generälen umstimmen, die die Präsenz der Bodentruppen weiterhin für nötig hielten. Daran hat sich nichts geändert: US-Generalstabschef Joseph Dunford bekräftigte erst vor wenigen Tagen, dass das US-Militär noch Tausende Kämpfer ausbilden und beraten müsse, wenn der IS endgültig besiegt werden solle. Doch Trump scheint nun die Geduld verloren zu haben. Er beklagt sich seit Langem darüber, dass er von seinen Vorgängern endlose Militäreinsätze geerbt habe, die er für falsch hält. Der Kampf gegen den IS in Syrien war zwar auch für Trump eine Priorität, diesen sieht er aber als gewonnen an. "Die Vereinigten Staaten haben das territoriale Kalifat besiegt", stellte Trumps Sprecherin am Mittwoch fest. Mit dem Abzug ihrer Bodentruppen überlassen die USA jedoch Syrien auch jenen Kräften, die dort in den äußerst blutigen Bürgerkrieg verwickelt sind. Das Assad-Regime und seine Verbündeten Russland und Iran, die mit eigenen Truppen in Syrien kämpfen, werden den Rückzug der Amerikaner begrüßen. Die kurdischen Gruppen hingegen, die bisher mit den USA gegen den IS kämpften, müssen nun einen Angriff der Türkei befürchten. Ankara will verhindern, dass sich in Syrien ein autonomes kurdisches Gebiet abspaltet, was den Separatismus unter den Kurden in der Türkei anfachen könnte, und droht daher mit einer Invasion in Syrien. Während Trump mit seiner Ankündigung in Washington großes Erstaunen und selbst in der eigenen Partei Kritik auslöste, gab Israels Premierminister an, von der Entscheidung gewusst zu haben. Er sei in Gesprächen mit Trump und US-Außenminister Mike Pompeo am Montag und Dienstag unterrichtet worden, sagte Netanjahu am Mittwoch.

© SZ vom 20.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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