USA:Teures Desaster

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Nach dem Super Tuesday muss New Yorks früherer Bürgermeister Bloomberg erkennen: Wahlsiege lassen sich nicht kaufen. Doch trotz seines Ausstiegs könnte er Donald Trump noch gefährlich werden.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Der Milliardär Michael Bloomberg gab für seinen Wahlkampf in den 14 Staaten mehr als das Hundertfache dessen aus, was sein Rivale Joe Biden investierte – verloren hat er trotzdem. (Foto: Michael Brochstein/dpa)

Es lief nicht alles schlecht für Michael Bloomberg an diesem Vorwahltag im März: Er holte mehr als 20 Prozent der Delegiertenstimmen in Colorado, lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem Rivalen Joe Biden um Platz zwei in Utah und gewann gar die Abstimmung im Überseegebiet Amerikanisch-Samoa. Damit allerdings endet die Liste der Erfolgserlebnisse auch schon, womit zugleich klar ist: Unter dem Strich erwies sich der sogenannte Super Tuesday mit Vorwahlen in gleich 14 US-Bundesstaaten für den ehemaligen New Yorker Bürgermeister als völliges Desaster. Am Mittwoch zog er die Konsequenzen aus seiner krachenden Niederlage und stieg aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten aus.

Von nun an will er Biden unterstützen. Bloomberg, der mit dem Verkauf von Finanzinformationen an Wertpapierhändler und Medien ein Vermögen von 60 Milliarden Dollar aufhäufte, hatte von Beginn an eine Kampagne gefahren, die es so in US-Wahlkämpfen noch nie gab. Statt sich mit den demokratischen Mitbewerbern wie Biden, Bernie Sanders und Elizabeth Warren in Fernsehdebatten und Vorwahlen zu messen, ließ er die ersten Diskussionsrunden und Bundesstaaten aus und investierte stattdessen Unsummen in TV-, Radio- und Online-Werbung. Allein in den 14 Staaten, in denen am Dienstag abgestimmt wurde, waren es 215 Millionen Dollar - mehr als das Hundertfache dessen, was Biden ausgab. Insgesamt sollen Bloombergs Wahlkampfkosten bereits jetzt die Marke von 700 Millionen Dollar überschritten haben.

Auch in den USA jedoch - das ist die Erkenntnis dieser Woche - lassen sich Wahlsiege nicht einfach kaufen. So blieb nicht nur der Erdrutschsieg aus, den Bloomberg für den Super Tuesday fest eingeplant hatte, er musste vielmehr erkennen, dass seine gesamte Strategie nicht funktionierte. Weder fanden sich die moderaten Kräfte der Partei zusammen, um ihn, der nach eigener Analyse als einziger Demokrat eine Siegchance gegen Amtsinhaber Donald Trump hat, zu unterstützen, noch schied sein wichtigster Rivale Biden schmachvoll aus dem Rennen aus. Im Gegenteil: Dem einstigen US-Vizepräsidenten gelang mit Siegen in vermutlich zehn der 14 Bundesstaaten ein fulminantes Comeback.

Dass sich Bloomberg in den Vorstellungen seiner Parteifreunde so sehr täuschte, hat gleich mehrere Ursachen. Da ist einmal der Unwille vieler Demokraten, gegen den reichen, oft frauenfeindlich daherredenden Trump einen Kandidaten ins Rennen zu schicken, der selbst Milliardär ist, sich gegenüber Mitarbeiterinnen wiederholt unsensibel verhalten haben soll und linke Experimente à la Sanders ablehnt. Hinzu kommen seine umstrittene Polizeitaktik gegen Schwarze und Latinos als Bürgermeister von New York sowie seine höchst unglücklichen Auftritte in den beiden Fernsehdebatten, an denen er schließlich doch teilnahm. Obwohl Bloomberg mehr Vorbereitungszeit gehabt hatte als alle anderen Kandidaten, wirkte er in den Diskussionsrunden unvorbereitet und teils arrogant.

Am Vorwahltag hatte sich der Präsidentschaftsaspirant trotz seiner Niederlage zunächst weiter kampfeslustig gegeben. In nur drei Monaten habe er es vom Außenseiter zum Mitfavoriten gebracht, sagte er. Ja, mehr noch: Es sei ihm gelungen, Wechselwähler zu gewinnen, die in der Auseinandersetzung mit Trump den Ausschlag zugunsten der Demokraten geben könnten. Hinter den Kulissen allerdings begann umgehend die Debatte darüber, ob der Unternehmer weitermachen oder fortan Biden unterstützen sollte.

Nach nur Stunden gab Bloomberg tatsächlich auf. "Ich habe immer geglaubt, dass ein Sieg gegen Donald Trump damit beginnt, dass wir uns alle hinter demjenigen Kandidaten versammeln, der die besten Chancen hat. Nach den gestrigen Abstimmungen ist klar, dass dieser Kandidat mein Freund, der große Amerikaner Joe Biden, ist", sagte er. Sein Wahlkampfmanager Kevin Sheekey betonte, Bloomberg werde seine Zusage einhalten, den Kampf gegen Trump mit bis zu zwei Milliarden Dollar zu unterstützen - auch wenn er nicht selbst der Kandidat sei.

Diese Aussage ist für Trump durchaus ein Alarmsignal. Zwar nutzte der Präsident die Niederlage Bloombergs, um den Rivalen wegen dessen geringer Körpergröße einmal mehr als "Mini-Mike" zu verspotten. Die mögliche Kombination aus einem bis weit in die politische Mitte hinein angesehenen Kandidaten wie Biden und Bloombergs Milliarden könnte sich für den Amtsinhaber aber womöglich als fatal erweisen.

© SZ vom 05.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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