USA:Sehr starkes Licht

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Präsident Trump spricht offen über tollkühne Ideen, mit denen man vielleicht den Viren beikommen könnte. Dazu gehört auch der Gedanke, Desinfektionsmittel zu injizieren. Doch Experten warnen, dass dies tödlich sein könnte.

Von Hubert Wetzel, Washington

Manche Leute im Weißen Haus machen sich inzwischen Sorgen. Sie glauben nicht, dass Donald Trump sich und dem Land mit seinen täglichen, wild mäandernden Corona-Pressekonferenzen einen Gefallen tut. Angeblich haben die Skeptiker den Präsidenten auch gewarnt. "Macht euch nicht so viele Sorgen", soll Trump geantwortet haben.

Am Mittwoch gab der Präsident wieder eine Pressekonferenz. Ein Staatssekretär aus dem Heimatschutzministerium war zu Gast, der darüber referierte, wie lange das Virus unter verschiedenen Bedingungen überleben könne. Seine Behörde habe das untersucht und unter anderem herausgefunden, dass Desinfektionsalkohol und Chlorbleiche das Virus in kurzer Zeit töten. Auch die UV-Strahlen in direktem Sonnenlicht könnten das Virus zerstören, sagte der Beamte. Das war interessant. Ob diese Erkenntnisse aber nun den Durchbruch im Kampf gegen ein Virus darstellen, das binnen zwei Monaten mehr als 50 000 Amerikaner getötet hat, kann man bezweifeln.

Doch Zweifel sind ja nicht Trumps Sache. Wie wäre es denn, wenn man die Körper von Infizierten mit "ungeheuer starkem Licht" beschieße, "ob es nun ultraviolett ist oder nur sehr starkes Licht", fragte der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. "Angenommen, man könnte das Licht in den Körper bringen, was entweder durch die Haut möglich ist oder auf anderem Wege." Sollte man das nicht mal untersuchen? "Wir setzen uns mit den Leuten in Verbindung, die das können", antwortete der Staatssekretär.

Trump, der all dies inzwischen als angeblichen Sarkasmus abtat, war aber noch nicht fertig. "Ich sehe da auch diese Desinfektionsmittel, die das Virus in einer Minute zerstören. In einer Minute", sagte er. Auch dieser Spur sollte nachgegangen werden. "Gibt es einen Weg, wie wir das machen können, indem wir etwas injizieren oder eine Säuberung machen?" Zu diesem Vorschlag sagte der Staatssekretär dann lieber nichts.

Stattdessen meldeten sich umgehend bei Twitter etliche Notärzte zu Wort. Es solle jetzt bloß niemand auf die Idee kommen, Bleiche oder Reinigungsalkohol zu injizieren oder zu trinken, warnten sie. Das sei tödlich. Auch das Unternehmen Reckitt Benckiser, Hersteller des Reinigungsmittels Lysol, teilte mit, dass "unsere Desinfektionsmittel unter keinen Umständen im Inneren des menschlichen Körpers angewendet werden sollten".

Als bei der Pressekonferenz nachgefragt wurde, ob der Präsident wirklich glaube, dass man UV-Licht und Bleiche zur Heilung von Covid-19 verwenden könne, wurde Trump ungehalten. "Vielleicht kann man das, vielleicht nicht", raunzte er einen Reporter an. "Ich bin kein Arzt." Die Antwort des Journalisten klang ziemlich verzweifelt: "Aber, Sir, Sie sind doch der Präsident."

© SZ vom 25.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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