USA:Schwere Ausschreitungen in Minneapolis

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Nach dem Tod eines Schwarzen bei einem Polizeieinsatz eskaliert die Gewalt in der US-Stadt.

Von Christian Zaschke, New York

Am Freitagmorgen bot sich in Teilen von Minneapolis ein Bild der Verwüstung. Rauch stand über der Stadt, Polizisten mit Schlagstöcken säumten die Straßen. In der Nacht zuvor hatten erneut Demonstranten Geschäfte geplündert und Gebäude angezündet, darunter eine Polizeiwache. Auslöser der Unruhen ist der Tod des Schwarzen George Floyd, der am Montag gestorben war, nachdem ein weißer Polizeibeamter ihm acht Minuten lang sein Knie auf den Hals gedrückt hatte. Floyds Familie spricht von Mord.

Die Proteste hatten friedlich begonnen, gerieten jedoch im Lauf der Nacht zunehmend außer Kontrolle. Unter dem Ansturm der Massen gab die Polizei eine Wache auf, die daraufhin von Demonstranten in Brand gesetzt wurde. Jacob Frey, der Bürgermeister von Minneapolis, sagte am Freitagmorgen, er habe in der Nacht persönlich angeordnet, dass die Beamten die Wache verlassen. US-Präsident Donald Trump hat die Ausschreitungen auf Twitter kritisiert. Die Demonstranten nannte er "Schläger". Zudem twitterte er, wenn die Plünderungen begännen, werde das Schießen beginnen. Diese Äußerung versah Twitter mit einem Warnhinweis. Sie verherrliche Gewalt, hieß es auf dem Kurznachrichtendienst. Unterdessen hat der Gouverneur des Bundesstaates Minnesota 500 Mitglieder der Nationalgarde nach Minneapolis geschickt, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen. George Floyd war am Montag von vier Polizeibeamten festgenommen worden. Er lag mit Handschellen gefesselt auf dem Bauch, während der Polizist Derek Chauvin ihm minutenlang das Knie auf den Hals drückte. "Ich kann nicht atmen", rief Floyd mehrmals. Der Polizist drückte Floyd auch dann noch die Luft ab, als dieser längst bewusstlos war. Blut lief aus seiner Nase. Keiner der Kollegen griff ein.

Die vier Polizisten sind bereits am Dienstag gefeuert worden. Allerdings hatte die örtliche Staatsanwaltschaft zunächst noch immer nicht entschieden, ob Anklage erhoben werden soll, was die Wut der Demonstranten verstärkte. Erst am Freitagabend wurde der Polizist Chauvin festgenommen und wegen Totschlags angeklagt. Gouverneur Tim Walz sicherte zu, dass die Justiz das Vorgehen der Beteiligten schnell untersuchen werde. Da war es in vielen anderen Städten bereits zu Protesten gekommen. In Denver feuerte jemand während einer Demonstration eine Waffe ab. In New York demonstrierten Hunderte Menschen gegen Polizeigewalt.

In Minneapolis wurde während der Proteste am Freitagmorgen ein Team des Senders CNN vor laufender Kamera festgenommen. Der schwarze Korrespondent identifizierte sich als Journalist, die Polizisten legten ihm und zwei Kollegen trotzdem Handschellen an. Nach Intervention des Senders wurden sie nach einer Stunde wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Familie von George Floyd äußerte sich in emotionalen Fernsehinterviews. Seine Schwester Bridgett Floyd sagte dem Sender NBC: "Ich will, dass diese Beamten wegen Mordes angeklagt werden. Denn es ist genau das, was sie getan haben.

© SZ vom 30.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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