USA:Neue Vorwürfe gegen Kavanaugh

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Der Justizausschuss soll am Freitag über die Berufung von Brett Kavanaugh als Verfassungsrichter abstimmen, der volle Senat Anfang nächster Woche. Doch neue Vorwürfe belasten Trumps Kandidaten. (Foto: Mark Wilson/AFP)

Eine dritte Frau bezichtigt Trumps Kandidaten des Fehlverhaltens: Dieser habe in den Achtzigerjahren auf Partys Mädchen belästigt.

Von Hubert Wetzel, Washington

Brett Kavanaugh, Kandidat für ein Richteramt am US-Verfassungsgericht, muss sich gegen neue Vorwürfe wehren, er habe als Oberschüler Mädchen sexuell bedrängt. Der Rechtsanwalt Michael Avenatti veröffentlichte am Mittwoch eine eidesstattliche Erklärung einer Mandantin namens Julie Swetnick, die Kavanaugh bezichtigte, Anfang der Achtzigerjahre Mädchen bei Partys betrunken oder mit Drogen wehrlos gemacht zu haben. Diese Mädchen seien dann in einem Zimmer des Hauses, wo die Feiern stattfanden, von mehreren Jungen sexuell missbraucht worden. Kavanaugh wies die Vorwürfe kategorisch zurück. Sie seien erfunden und Teil einer Schmutzkampagne, um seine Bestätigung als Verfassungsrichter durch den US-Senat zu torpedieren.

Bisher hatten zwei Frauen Kavanaugh vorgeworfen, sie Anfang der Achtzigerjahre sexuell belästigt zu haben. Die heutige Professorin Christine Blasey Ford bezichtigt Kavanaugh, sie 1982 bei einer Party auf einem Bett festgehalten und versucht zu haben, sie zu vergewaltigen. Sie soll dazu an diesem Donnerstag vor dem Justizausschuss des Senats aussagen. Eine ehemalige Mitstudentin von Kavanaugh, Deborah Ramirez, hat zudem der Zeitschrift The New Yorker erzählt, er habe sich bei einer Feier an der Universität Yale vor ihr entblößt. In beiden Fällen hat Kavanaugh die Anschuldigungen vehement bestritten, und es gibt bisher auch keine Augenzeugen für die Taten. Allerdings haben Freunde von Ford und Ramirez gesagt, sie hätten von den Vorfällen gehört.

Swetnicks Vorwürfe gehen noch einen Schritt weiter. Sie behauptet, dass Kavanaugh daran beteiligt gewesen sei, bei privaten Partys Mädchen durch Alkohol oder Drogen für Gruppenvergewaltigungen betäubt zu haben. Sie habe zudem eine "klare Erinnerung" daran, dass auch Kavanaugh vor dem Zimmer angestanden habe, in dem die Mädchen missbraucht wurden. Zudem sei sie selbst einmal Opfer einer solchen Gruppenvergewaltigung geworden. Allerdings sind ihre Formulierungen vorsichtig. Kavanaugh sei bei den Übergriffen "anwesend gewesen", heißt es in der Erklärung. Swetnick behauptet weder, gesehen zu haben, dass Kavanaugh Mädchen missbraucht hat, noch, dass er bei ihrer Vergewaltigung ein Täter war.

Die Demokraten nutzten die neuen Vorwürfe, um eine Aussetzung des Bestätigungsverfahrens für Kavanaugh zu fordern, den sie aus politischen Gründen ablehnen. Nach jetziger Planung soll der Justizausschuss am Freitag über die Berufung abstimmen, der volle Senat Anfang nächster Woche. Ob es dabei bleibt, ist offen.

US-Präsident Donald Trump, der Kavanaugh im Sommer für den Richterposten nominiert hatte, attackierte am Mittwoch den Rechtsanwalt Avenatti scharf. Dieser vertritt auch die Pornodarstellerin Stormy Daniels, die eine Affäre mit Trump hatte. Zudem werden Avenatti politische Ambitionen nachgesagt - bis hin zu einer Präsidentschaftskandidatur für die Demokraten im Jahr 2020.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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