USA:Joe Biden will gegen Trump antreten

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Der Ex-Vizepräsident steigt ins Rennen um die Präsidentschaft ein. Er hat gute Chancen, Kandidat der Demokraten zu werden.

Von Hubert Wetzel, Washington

Der frühere Senator und US-Vizepräsident Joe Biden hat offiziell seine Präsidentschaftskandidatur erklärt. Nach längerem Zögern veröffentlichte Biden am Donnerstag auf der Internetplattform Youtube ein Video, in dem er seine Bewerbung bekannt gab. Die Zahl der Politikerinnen und Politiker, die sich um die Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Demokraten bewerben, wächst damit auf 20.

Biden ist mit 76 Jahren einer der ältesten Bewerber in diesem Feld, zugleich aber auch einer der erfahrensten und prominentesten. Er begann seine politische Karriere Anfang der Siebzigerjahre, als er zum ersten Mal in den US-Senat gewählt wurde. Fast vier Jahrzehnte lang vertrat er danach den Bundesstaat Delaware in der Parlamentskammer. 2008 bewarb er sich um die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei, verlor aber gegen seinen Senatskollegen Barack Obama. Dieser machte Biden zu seinem Vizepräsidenten - ein Amt, das Biden bis 2017 ausübte.

Biden ist nach jetzigem Stand der Favorit für die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei. In den meisten Umfragen liegt er deutlich in Führung. Das hat zum einen vermutlich schlicht damit zu tun, dass er sehr bekannt ist. Meinungsforscher sehen in seinen hohen Werten aber auch ein frühes Zeichen, dass Biden tatsächlich gute Chancen hat, Kandidat zu werden.

Ein Selbstläufer ist seine Kandidatur allerdings beileibe nicht. Biden gilt als Vertreter des gemäßigten, pragmatischen Parteiflügels. In den bevorstehenden parteiinternen Vorwahlen, die im Februar 2020 im Bundesstaat Iowa beginnen und in denen die Demokraten ihren Präsidentschaftskandidaten bestimmen, wird er gegen etliche Rivalen antreten müssen, die deutlich weiter links stehen und die an der Parteibasis wohl auch beliebter sind. Zudem haben andere Kandidaten bereits etliche Millionen Dollar an Wahlkampfspenden eingesammelt. Biden beginnt nun bei null.

Der frühere Vizepräsident wird vermutlich mit dem Argument für sich werben, dass er Wähler zurückholen kann, die 2016 zum Republikaner Donald Trump abgewandert sind, vor allem im weißen Arbeitermilieu im sogenannten Rostgürtel. Zudem setzt er Berichten zufolge darauf, dass die Wähler die ideologischen Gefechte zwischen den Parteien satthaben und einen moderaten Mitte-Politiker wollen.

In seinem Video ging Biden auf seine innerparteilichen Rivalen überhaupt nicht ein. Stattdessen kritisierte er Trump scharf, vor allem dessen Umgang mit den rassistischen Krawallen im August 2017 in Charlottesville. Trump zerstöre "die Seele Amerikas" und alles, wofür das Land in der Welt stehe. "Wenn Donald Trump acht Jahre im Weißen Haus bekommt, dann wird er den Charakter dieser Nation, wer wir sind, für immer und fundamental verändern, und ich kann nicht danebenstehen und zusehen, wie das passiert."

Obama veröffentlichte am Donnerstag eine Erklärung, in der er Biden als wertvollen Berater und Freund lobte. Trump hingegen begrüßte Biden mit einem Tweet im Rennen, in dem er ihn als "Sleepy Joe" titulierte.

© SZ vom 26.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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