USA:Jeder gegen jeden

Das politische Klima ist mit Zorn und Hass erfüllt.

Von Stefan Kornelius

In den USA wird Politik nicht selten als bloodsport bezeichnet, also als Kampfsport, bei dem durchaus Blut fließen kann. Auf makabre Weise hat sich nun wieder einmal gezeigt, dass hinter der Redensart mehr als ein Fünkchen Wahrheit steckt. Das Attentat auf die Kongress-Politiker ist in einem Klima von Zorn und Hass entstanden, in dem das vergiftete Wort nur den Beginn markiert. Die Gnadenlosigkeit, mit der Traditionalisten gegen Radikalrevolutionäre oder der Präsident gegen seine Gegner zu Felde ziehen, lädt geradezu ein zur Blutrache.

Zu dieser Entgrenzung gehört auch eine inhaltliche Maßlosigkeit, wie sie nun im Sanktionsgesetz des Senats gegen Russland nachzulesen ist. Dieses Gesetz wäre nicht auf den Weg gebracht worden, wenn eine funktionierende Regierung frühzeitig ihre Bedenken deutlich gemacht hätte. Allemal herrscht die Meinung vor, dass Moskau gerade jetzt die Kante zu geben sei.

Dieses Gesetz zeigt, wie schnell die politische Sensibilität und der gesunde Menschenverstand zerstört werden können. Die harsche und ebenso rücksichtslose Reaktion des deutschen Außenministers und des österreichischen Bundeskanzlers zeigt, dass die politische Abrissbirne auch auf dieser Seite des Atlantiks zum Einsatz kommt. Niemand behauptet, dass dies friedliche Zeiten auch unter eigentlich verbündeten Nationen sind. Aber Kampfsport ist keine Alternative.

© SZ vom 16.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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